Reiseblog 2022-23 Finnland-Schweden-Finnland
Tag 48-134, Finnland – Schweden – Finnland = 86 Tage
11.07.2022 – 15.09.2022
66859 km – 74386 km = 7527 km
Durchschnittlich 87km pro Tag
Finnland
Die Eckerö Fähre hat uns schlechte Seefahrer sicher von Tallinn nach Helsinki übers Wasser gebracht. Genauso schnell wie sie beladen ist, ist die Fähre auch entladen. Wir schlängeln uns durch Helsinki. Ganz Helsinki ist eine Baustelle und hunderte Fahrzeuge aus der Fähre gesellen sich zu den eh schon vorhandenen auf die Straßen. Nach einer halben Stunde sind wir auf der verkehrsmäßig etwas entspannteren Autobahn Richtung Osten. Wir halten erschöpft, (wovon eigentlich?) auf einem Parkplatz an einem Sportgelände an. Komisch, auch hier stehen ebenso wie in den Ländern zuvor, den Leuten kostenlos verschiedenste Sportgeräte frei zur Verfügung und das draußen! Sowas findet man bei uns nur in Fitnessstudios.
Wir laufen mit Odin noch eine Runde, nach Begeisterung sieht es aber bei allen drei Läufern nicht aus. Der Unimog steht abfallend zum Fußende, da müssen wir in der Nacht im Bett ein paarmal wieder hochrutschen. In der Nacht waren noch paar Mädels und Jungs mit ihren Mopeds unterwegs, darüber regen wir uns nicht auf, wir waren keinen Deut besser!
Morgens fahren wir weiter Richtung Nordost. Dunkle Mischwälder im Wechsel mit Landwirtschaftlichen Flächen. An die Seen kommt man nicht so richtig ran und wenn steht ein Haus oder Hütte am Ende des Weges. Naja, das wird schon, einige Plätze haben wir ja schon im Internet gesucht. Diese erweisen sich dann aber als Nieten! Ok dann suchen wir mal weiter, die Zeit verrinnt, nach einigen Kilometern finden wir im Wald auf einem alten Wendeplatz der Holzfäller unseren Schlafplatz.
Die Gegend ist recht hügelig und wir fühlen uns wohl, so sieht schon eher Skandinavien für uns aus. Viel Nadelholz, Flechten, Beerensträucher und die üblichen Moose. Nach einer ruhigen Nacht geht es weiter Richtung Osten, heute fangen wir früher an zu suchen. Nix und wieder nix, Häuser, Hütten, jeder Weg scheint nur als Zufahrt zu dienen. Denkt denn keiner an uns armen oder besser verarmten Freisteher? Wir halten direkt an der Straße an einem See. Nicht der schönste Platz, aber es ist von oben einigermaßen trocken und wir grillen uns ein paar Hähnchenflügel und genießen die Sonne!
Nach einer ruhigen Nacht, wecken einen morgens die immerzu fahrenden Holztransporter. Wir fahren zum östlichsten Punkt der EU-Außengrenze. Sehnsüchtig schauen wir nach Russland, Russland hat uns im Jahr 2019 sehr gut gefallen und wir wären dieses Jahr unwahrscheinlich gern wieder hingefahren. Schauen wir mal, wie sich das Verhältnis zu Russland so entwickelt!
Ein paar Kilometer vorher ist ein Wandergebiet, welches wir anfahren. An einem Fluss parken wir den Unimog für die Nacht und wollen in das Gebiet laufen. Odin ist aber nicht gut drauf, die Knochen machen nicht mit, also angeln wir ein wenig und ruhen uns.
In der Nacht kommt der Regen zurück. Bisher hatten wir nur kurze Sonnige Abschnitte und etwas Regen, ab jetzt dominiert der Regen. Weiter nördlich finden wir endlich mal einen Platz am See. Trotz der drohenden Wolken bauen wir das Kanu auf und paddeln los. So erkunden wir die zwei zusammenhängenden Seen, angeln uns Stinkfisch (Hecht) zum Essen. Wie soll es anders sein, es regnet dann auch endlich mal wieder. Ein Jäger kommt vorbei, er zeigt uns auf der Karte noch ein paar Orte, die wir anfahren können, um eventuell mal einen Bären zu sehen. Aus dem Himmel kommen Motorengeräusche! Ein Flugzeug kommt knapp über die Baumspitzen runter und landet auf dem See. Trotz der Landung finden wir das ganz schön abgehoben, schon geil, wenn man so Reisen kann!
Weiter im Norden finden wir nahe der russischen Grenze das Nichts! Zwei durch ein schmales Band auf dem wir stehen geteilte Seen. Sie liegen in einer von Hügeln umgebenen riesigen Senke und sind von Sumpf umgeben. Alles leuchtet in einem kräftigen grün. Hier wohnen Bieber, Singschwäne und höllisch viele Mücken. Es regnet ständig, trotzdem hat dieses Nichts seinen Reiz. Oft denkt man, man steht im Nirgendwo und kurze Zeit später taucht ein Auto auf, hier ist in zwei Tagen keiner vorbeigefahren. Ein wundervoller stiller ein wenig unheimlicher Ort. Wir und sammeln ein paar Pilze, die wir uns schmecken lassen. Nach den zwei Tagen verlassen wir das Nichts, die Bordbatterien sind fast leer, die Solaranlage produziert auch Nichts an Strom und wir fahren weiter nach Norden. So wirklich zufrieden sind wir nicht, wir tun uns schwer mit der Stellplatzsuche. Das Land der tausend Seen und Zehntausend Häuser! Man zeigt immer nur die schönen Fotos, doch der Alltag sieht nicht immer so schön aus. Die Klamotten sind nass, die Hütte wird langsam feucht, wir heizen, um die Feuchtigkeit rauszubekommen und bei maximal 14 Grad ist es kein Sommermärchen. Sonnenuntergänge bei geschlossener Wolkendecke sind auch kein Foto wert. So sitzt man Stunden hinterm Lenkrad und dann in der Hütte, weil es regnet und scheiße kalt ist, da ist nix mit draußen sitzen! Noch nicht mal ein Feuer bekommt man mit dem nassen Holz zum Brennen. Leben auf 8m² geht, aber nach den vielen Tagen wird es „sportlich“ und man will einfach nur noch raus.
Langsam geht es Richtung Westen, Schweden wartet, unsere Guiding Tour steht im September an. Klar ist noch genug Zeit, aber wir müssen ja die Tour rückwärtsfahren, um die Stellplätze und Wege festzulegen!
Nochmal nehmen wir einen oder mehrere Anläufe an einen der Seen zu kommen, wir sind aber nicht wirklich dazu fähig, oder einfach zu blöde, wir kommen so langsam an unsere Grenzen. Um unseren Bewegungsdrang zu befriedigen, fahren wir zu Naturreservaten, um dort wenigstens zu laufen. Bei Dauerregen ist das auch eher bescheiden, Odin hat auch nach einem Kilometer meistens das Halsband über den Ohren gezogen, die 8m Zippleine ist nach hinten am Anschlag. Will nicht und kann nicht, wechseln bei ihm ständig!
Das Nervenkostüm wird dünner, bevor wir uns an die Hälse gehen, fahren wir in großen Zügen Richtung Schweden. Angeblich soll das Wetter dort auch besser sein. In Tornio fahren wir bei Heimo Rautio Oy vorbei, die beste Werkstatt im Norden. Eine Dieselleitung nässt an der Verschraubung eines der beiden Magnetventile zur Tankumstellung. Nachziehen ist nicht mehr, zerpflücken will ich es auch nicht. Wenn sie abreißt, dann steht der Karren, denn dafür habe ich nix zum flicken mit, also lassen wir mal einen Profi ran. Der dreht nochmal ordentlich nach, ist dicht! Ab und zu komme ich mir doof vor, ich hatte echt Schiss, das die abreißt! Zahlen müssen wir nix, also gibt es ein Trinkgeld für den Mechaniker. Wir vereinbaren für Mitte September einen Inspektionstermin, den wir am Ende der Guiding Tour wahrnehmen, dem Unimog mal neues Öl und Filter gönnen. Jetzt aber rüber nach Schweden.
Schweden
Nachdem wir Finnland mit viel Regen verlassen haben, ziehen wir ihn mit rüber nach Schweden. Unsere Stellplatzkarte für Schweden ist mit über 200 Plätzen sehr gut gefüllt, also ist die ab und zu nervige Suchen nach einem Stellplatz erstmal vorbei. Von dieser Beziehung her ist es gut, wenn man die Länder bereits viel bereist hat.
Ob einkaufen in Supermärkten, Tankstellen zum tanken und zur Wasserversorgung anzufahren und vieles mehr, gehen einem leichter von der Hand, wenn man die Länder kennt. Zwar können wir kein Schwedisch sprechen, aber wir können uns einigermaßen gut zusammenreimen, was ein Verkehrsschild oder andere Hinweisschilder bedeuten. Bei den Finnen war das unmöglich, Beispiel: Vorsicht = Uppmärksamhet/Schwedisch oder Huomio/Finnisch, ganz zu schweigen einen Ortsnamen im Vorbeifahren auf dem Schild zu entziffern.
Klar gewöhnt man sich mit der Zeit daran, man kann Vieles zuordnen, es ist auch lustig, zu versuchen es auszusprechen. Das Aussprechen von Orts oder Straßennamen treiben einem oft die Tränen vor lachen auf die Wangen!
So fahren wir in Schweden gezielt bekannte Plätze an, das spart vor allem Treibstoff, denn der ist mal mit 2,35 – 2,55 Euro im Schnitt echt teuer.
In Lulea lassen wir unsere erste leere 6kg Gasflasche füllen, bei www.besucherguide-schweden.de findet man eine Liste von Händlern, die Flaschen tauschen oder füllen können.
Innerhalb von 10 Minuten ist die Flasche voll, mit 35 Euro auch bezahlt und wieder verstaut. Unser Weg führt am Storforsen vorbei, den schauen wir uns natürlich an. Schon von der Straße sieht man in der Ferne den mächtigen Wasserfall, bei günstig stehender Sonne zaubert er einen Regenbogen in seine Gicht.
Ein wunderschön angelegtes Gelände, mit vielen Grillplätzen inklusive Brennholz stehen für die vielen Besucher kostenlos zur Verfügung. Hier kann man eine schöne Zeit verbringen. Ob wandern oder Radfahren auf den vielen gut angelegten Wegen. Grillen auf den vielen Plätzen oder ganz einfach eine Palette Bier für drei lustigen Vier. Der Wasserfall macht ordentlich Radau, eine Sicherheitsabsperrung sucht man vergebens. Ich sehe ein Schild am Rand zum Wasserfall, denke wow, ein Warnschild, bei genauer Betrachtung, Feuer machen verboten! In Deutschland undenkbar, ein mindestens 3 Meter hoher Zaun würde Mensch und Wasser trennen. Hier ist das normal, das man auf sich und andere achtet. (Eigenverantwortung!?!)
Einige Fotos später fahren wir weiter, wir wollen nach Moskosel. Soweit kommen wir nicht mehr. Nachdem wir wegen einem vollständig zugewachsenen Waldweg zurück fahren müssen, halten wir an einem See für die Nacht. Nach Wochen mit Regen, erfreuen wir uns an der Abendsonne, wir werden endlich mal wieder von ihrem Lichtspiel am Abend verzaubert.
Ein Wolkenteppich hängt wie abgeschnitten am Himmel, eine Seite dunkelgrau das andere strahlend blau. Die Bäume und Sträucher leuchten vor dem dunklen Himmel, dann färbt die Abendsonne den Himmel und die Landschaft in sämtliche Rottöne, die die Farbpalette hergibt. Man merkt, dass der Herbst vor der Tür steht, es wird empfindlich kalt. Das Lichtspiel ist im Gegensatz zu den Mittsommertagen, an denen sie zum Teil gar nicht unter geht, schneller beendet. Es wird hier richtig dunkel, mal so wirklich dunkel, so wie Augen zu machen, dunkel halt. Kein Lichtsmog, so dunkel ist es nur im Bären…piiiiep!
Bei Moskosel fahren wir zum Trollforsen, einem weiteren Wasserfall. Auf dem ehemaligen Campingplatz soll unsere für September geplante Guiding Tour beendet werden. Dazu erkunden wir in der nächsten Zeit Stellplätze und Strecken.
Heute wollen wir für die Nacht einen Platz anfahren, den wir in 2020 entdeckt haben. Ohje, hier haben sich zig Schweden mit Wohnanhängern breit gemacht. Haha, als ob nur wir den schönen Platz am Fluss kennen würden! Auf dem Weg haben wir viele Steinpilze gefunden, das gibt ein leckeres Essen als Entschädigung.
Wir belagern einen uns bekannten Platz in der Nähe, waschen etwas Wäsche am Fluss, die bei dem kräftigen Wind waagrecht auf der Leine trocknet.
Bei Wind und Sonnenschein fahren wir mit den Rädern durch ein Naturreservat. Was daran besonders ist? Die Rentiere auf den Wegen laufen immer eine Zeit ganz nah neben uns mit. Für uns in dieser wunderschönen Natur ein ganz besonderes Erlebnis!
Das Polarlicht oder Nordlicht soll zu sehen sein. Um es heute Nacht zu sehen, sammeln wir viel Holz, holen die Decken für die Stühle hervor, machen uns einen Stockbrotteig, das wird eine lange und kalte Nacht.
Der Himmel war klar, das Polarlicht haben wir nicht gesehen, dafür tausende Sterne, aber es war ein wunderschöner Abend mit plus 2 Grad, den wir lang in Erinnerung behalten.
Odin hat sich heute Morgen die Daumenkralle an einem Felsen angebrochen, als er den hochspringen wollte und dabei abgerutscht ist. Nun humpelt und schont er den Fuß, es schmerzt ihn so sehr, dass selbst wir nur aus angemessener Entfernung danach schauen dürfen. Anfassen geht gerade mal gar nicht!
Ein Tierarzt ist in Google schnell gefunden, circa 220km entfernt, das geht doch noch.
Heute fahren wir nicht mehr, schauen wir mal, wie es sich entwickelt!
Über Schweden lacht die Sonne und wir fahren durch eine langsam bunt werdende Landschaft Richtung Fjäll. Das Fjäll ist mit seiner kargen Schönheit für uns die schönste Landschaftsform, die Schweden zu bieten hat.
Odins Kralle funktioniert recht gut, er läuft gut auf festem Untergrund, im Dickicht weniger, weil er aber nicht auf den Kies pinkelt oder kackt, ist es halt Kacke!
Wir fahren am Laisälven runter nach Sorsele. Ein Angler, der hier nicht schwach wird, ist kein guter Angler! Ich war mal ein guter Angler, dummerweise machen wir uns oder nur ich mir Zeitlichen Stress wegen der Tour und ich gehe nicht angeln!
Weiter geht es Richtung Stekenjokk. Hier sollte jeder mal drübergefahren sein, Fotos können diese Landschaft niemals wiedergeben, das muss man gesehen und gefühlt haben.
Eine karge Landschaft, ohne Bäume, viele Rentiere, Schneefelder in den Senken der Berge.
In Gädädde am ICA-Supermarkt ist plötzlich unser Unimog verschwunden. Ein Kat1 6×6 parkt davor und der freundliche Besitzer spricht uns an. Es ist die Besatzung vom www.Puddlejumper.de, gegenüber steht noch ein Kat1 4×4 mit deren Freunden drin. Wer uns so sympathisch anspricht, der muss uns auch am Abend ertragen😉. Gemeinsam fahren wir hoch zum Hälligsafallet, einem weiteren Wasserfall, der in eine 600 Meter langen Schlucht fällt, absolut sehenswert! Was soll man sagen, die Chemie stimmte, nach einem ausgedehnten Spaziergang hatten wir einen richtig schönen Abend. Leider trennten sich unsere Wege schon am nächsten Morgen. Nochmal einen an herzlichen Gruß an euch alle, wenn ihr das lest, wir hoffen, wir sehen uns mal wieder.
Straßensperren sind doof! Nachdem wir einen für die Tour angestrebten Platz anfahren wollen, ist nach knapp 200 Kilometern Strecke, circa 15 Kilometer vor dem Ziel, die Straße komplett gesperrt! Weil kein Internet geht, entziffern wir das Hinweisschild so, dass die Straße abgerutscht sein soll. Ja, es hat hier oben mächtig viel geregnet. In Norwegen sind ganze Brücken gesperrt und sogar weggespült worden.
Apropos Regen, es regnet jetzt auch noch zu unserem Unglück. So, alles wieder zurück oder die 20 Kilometer durch Norwegen, um wieder auf die Spur zu kommen?
Wir fahren erstmal auf das Hochplateau Richtung Norwegen. Das Hochmoor ist selbst bei strömenden Regen ein Traum. Wir finden einen Platz für die Nacht, der Wind schaukelt die ganze Nacht unentwegt am Unimog, da wird man ja Seekrank.
Morgens laufen wir bei einer steifen Brise mit wehenden Ohren und gutem Sumpfgeruch noch ein gutes Stück und beschließen die Gegend bei schönem Wetter irgendwann mal genauer zu erkunden.
Dann mal eben die paar Kilometer durch Norwegen. Wir dürften das nicht, denn Odin hat keine Wurmkur erhalten, die zur Einreise Pflicht ist. Dann schmuggeln wir heute eben mal den Vierbeiner ganz unauffällig das winzige Stück durch Norwegen ohne Stopp!
Am Fuß vom Hottögsfjället bleiben wir stehen und laufen mit Odin am Abend ein paar Meter den Berg hoch. Der muss morgen unbedingt bestiegen werden. Odins Kralle hängt jetzt auf halb acht, er kommt jetzt auch im Gelände wieder gut klar.
Morgen erfolgt die Erstbesteigung des Hottögsfjället durch Rennertehäuser!
Die Kralle liegt morgens im Körbchen, bestens, denn der Berg ruft!
Oben auf 1106m angekommen, kurz unter der Wolkendecke, bestaunen wir die Schönheit der umliegenden Gegend. 1106m klingt nicht viel, es waren aber knapp 700 Höhenmeter, die wir hochmussten.
Der Weg war unwegsam durch freiliegende Wurzeln, Steine, Sumpf und Geröll. In den Alpen sind es viele Serpentinen bergauf, hier geht es einfach schnurgerade hoch! Doch jeder Meter hat sich gelohnt! Abends liegen drei müde Krieger in der Hütte, schön war´s.
Östersund! Östersund im Sommer ist einen Stadtrundgang wert, es gibt viel zu sehen und die Innenstadt lädt mit seiner Fußgängerzone, die mit Tüchern abgehangen ist, mit Schaukeln, Musik, Klangspielen und weiteren Verschönerungen zum bummeln ein. Im Herbst bei Regen eher weniger, wir belassen es mit einkaufen. Baumarkt und Supermarkt sind angesagt.
Die Jula Baumärkte laden mit vielen Schnäppchen ein, gerade bei Klamotten, vom Socken bis zu Outdoorhose, Arbeitsjacken und weiteren günstigen und qualitativ guten Sachen ein. Selbst die Frau kommt in diesen Märkten auf ihre Kosten, wo doch ein Baumarkt üblicherweise Männerdomänen sind! Dann noch schnell in einen der Maxi ICA Supermärkte, da gibt es auch wieder alles, Kleidung, Strickzeug… was man eigentlich im Supermarkt nicht vermutet.
So dauert das Einkaufen noch länger, denn zum Übersetzen einiger spezieller Artikel brauch man schon einiges an Zeit Die Artikel wie zum Beispiel Roggenmehl, Backpulver und halt das, was man nicht immer mitnimmt. Zudem sind die Märkte auch nicht geordnet, es steht alles kreuz und quer. Man ist ja zu Hause schon am Suchen, wenn der angestammte Supermarkt mal die Marken oder Standorte der Sachen wechselt.
So verbringen wir gern mal eine Stunde oder mehr im Supermarkt, denn man hat jedes Mal einen anderen und der ist dann auch wieder komplett anders eingeräumt.
Auf zum Flatruetvägen. Eine wunderschöne Wegstrecke, viele Wandereinstiege und Orte der absoluten Stille. Wir bleiben an unserem unheimlichen Ort stehen, den wir seit 2014 immer wieder anfahren. Er verbindet die ersten Urlaube in Schweden mit Isis und Dodge bis heute mit Odin und Unimog. Hier ist es unheimlich still. Man steigt aus dem Lärm des fahrenden Unimogs aus und wenn nach Sekunden die Tür ins Schloss fällt, erschreckt man, weil in den paar Sekunden jeglicher Ton fehlte. Das Klacken der in das Schloss fallenden Tür, erscheint wie ein Donnerschlag. Abends gibt es im aufsteigenden Nebel ein besonderes Licht, von kräftigem Gelb über Orange und Rot bis hin zu Violett.
Da steht man rum und knippst nebenbei hundert Fotos, diese Momente sind so unglaublich schön, unbeschreiblich.
Morgens laufen die Rentiere direkt unterm Esszimmerfenster her, das ist gut, denn dann läuft Odin in deren Duft viel besser! Den morgendlichen Spaziergang machen wir Barfuß, da bleiben wenigstens die Schuhe trocken, denn die Pfützen stehen auf dem Weg durch den nächtlichen Regen.
Wir fahren weiter auf dem Flatruetvägen vorbei an Schwedens höchsten Straßenpunkt mit 975m, auf der zweiten Hochgebirgsstraße neben dem Stekenjokk. Es streiten sich die Geister, welches die schönere Landschaft ist, wir finden beide absolut sehenswert. Ein paar Kilometer weiter, machen wir Halt, wir wollen morgen abseits der Touristrecken zu einem abgelegenen Dorf laufen.
Gesagt getan, die Sonne scheint, wir laufen ein Tal entlang zu einem Samidorf, welches wohl ab und zu bewohnt ist. Kristallklare Bäche und Seen begleiten uns am Wegesrand. Im Dorf gibt es keinen Strom aber ein Saunahaus mit Außenpool darf natürlich nicht fehlen. Hier könnte man ganz ungestört den Sommer verbringen.
Auf dem Rückweg sammeln wir wieder Birkpilze für ein schmackhaftes Abendessen. Zurück am Unimog, sitzen wir noch eine Weile in der Sonne, bis der aufkommende Regen uns reintreibt.
Morgens geht es weiter auf der Bundesstraße 311 Richtung Süden. Für mich eine der schönsten Straßen die ich kenne. Sie schlängelt sich durch eine mit niedrigen Bäumen bewachsene Landschaft, durch Högvälen, Schwedens höchstes Dorf, bis runter zum Fulufjället Nationalpark.
Vodafone schickt uns die Nachricht, dass wir jetzt nach 4 Monaten im Ausland zusätzliche Roaminggebühren zahlen müssen. Das EU-Gesetz ist neu, die Aussage vor unserer Reise war, wenn sie in der EU bleiben, ist alles wie zu Hause! Jetzt kommt die Aussage, ist uns egal ob sie 100 oder 1000 Euro im Mont bezahlen, wir können da nix machen, Gesetz ist Gesetz. Kaufen wir uns halt eine Karte denken wir, Pustekuchen, ohne Wohnsitz keine Karte in Schweden. Die Zeiten von 10GB kaufen sind vorbei!
Es soll aber wieder möglich sein, dass Touristen sich wieder eine Karte kaufen können, es kommt aber alles gerade erst. Wir zahlen zähneknirschend den Aufschlag, denn eine zusätzliche Karte ist auch nicht günstiger.
Im Fulufjället fahren wir immer die Südseite den Göljan an. Viel ruhiger als die nördliche Seite am Wasserfall. Wir laufen zur Schutzhütte an der Baumgrenze hoch. Eine frische Bärenspur verläuft über die Fußspuren, die die vier Wanderer, die uns entgegengekommen sind, hinterlassen haben. Komisches Gefühl, der kann maximal vor einer halben Stunde hier vorbeigelaufen sein! Begegnen wollen wir dem Bären lieber nicht.
Der Stellplatz ist gut für die Tour, der kurze Weg im Flutgelände von 1997 können wir mit der Gruppe am Abend noch gut laufen. Hier hat es 400 Liter in 24 Stunden geregnet und eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, die man heute noch gut erkennen kann! So viel Regen, Greta war da doch noch gar nicht geboren? Tse!
Die ersten Jagdschilder, Jakt pagar, tauchen auf den Waldwegen auf, die Ansitze sind auch weitgehend hergerichtet. Die Bärenjagd hat begonnen, die Elchjagd beginnt in der ersten Septemberwoche! 300.000 Jäger hat Schweden plus die, die sich einen Abschuss erkaufen. Etwa 270.000 Elche, wo 20.000 ihr Leben lassen müssen. Was man davon hält, muss jeder selbst wissen. Ich bin der Überzeugung, die Natur regelt die Bestände selbst, egal welche Tiere, egal in welchem Land. Nur der Mensch ist in der Meinung er müsste eingreifen. Sicher kann man Tiere entnehmen zum Verzehr, so ist es aber reiner Kommerz!
Auf unendlich scheinenden Pisten fahren wir in die Gegend von Filipstad. Hier haben wir immer eine gute Zeit verbracht, so auch dieses Mal. Wir hängen an Seen ab, fahren durch die Wälder und sehen einen Wendeplatz oben auf einem Berg oder Anhöhe. Da müssen wir hoch, von da hat man bestimmt einen super Ausblick. Volltreffer, ein Kapitaler Elch steht am Wegrand, schnell paar Fotos, wir stehen steil am Berg, Odin rutsch langsam vom Fahrerhaus durch den Durchstieg in die Hütte😉. Wir parken oben on Top of Filipstad! Der Elch steht noch rum, ein zweiter Bulle mit ordentlichem Geweih gesellt sich dazu. Zwei Jungs mit einem Side by Side Quad kommen den Berg hochgeballert. Sie steigen aus, ich zeige ihnen die Elche, die Elche verschwinden, die Jungs nach kurzem Smaltalk auch.
Ein tolles Panorama mit einem wunderschönen Sonnenuntergang erleben wir am Abend. Morgens zischt und rotzt was rund um den Unimog. Hört sich an wie Auerhähne, Rollo runter und der Erste steht direkt unterm Fenster. Mit Kamera bewaffnet öffne ich langsam die Tür und sehe mehre Hähne um uns herum. Wie mag das in der Balzzeit sein? Klasse, der Morgen fängt schonmal genial an.
Wir beschäftigen uns am Tag mit Körperpflege, Haare schneiden, duschen und räumen und putzen mal die Hütte durch, die Tour startet in 3 Tagen!
Auf dem Weg nach Karlstad klackt es im Armaturenbrett, die Ladekontrolleuchte leuchtet durch, ebenso Motorleuchte und Bremsverschleißleuchten. Was nu los, kann ja nur die Lichtmaschine sein. Beim Messen verändert sich der Strom nicht, er bleibt egal bei welcher Drehzahl bei 24,8V stehen. Beim Laderegler kommen nur knapp 5 V an, also irgendwie der Abnehmer oder Lichtmaschine selbst!?! Ohje! Also auf zu Mercedes, einen neuen Stromabnehmer, denn dahinter tut sich nix an Spannung!
Junge, so ein Kackservice wie Mercedes Benz Karlstad habe ich noch nie erlebt, noch nicht mal die Ersatzteilnummer sucht die faulste Servicebande der Welt. Nachdem ich die rausbekommen habe, verweisen sie mich nach Volvo, denn die Bosch Lichtmaschine wurde dort auch verbaut, sie wüssten nicht, wann das Teil kommen würde. Zudem hätten wir einen Unimog, das wäre ja kein Benz! Da fällt mir nach 27 Jahren, die ich selbst im Service war, nix ein, nur das man mir in dem Moment besser keine Motorsäge in die Hand gegeben hätte!
Ok, dann zu Volvo Karlstad, die verweisen mich zu Volvo in Ämal, die haben das Teil auf Lager. Keine Chance zu Öffnungszeiten den Volvo-Service noch zu erreichen. In Ämal parken wir den Unimog im Jachthafen. Ein schöner Stellplatz, wie sich bei einbrechender Dunkelheit herausstellt. Der Hafen ist schön beleuchtet. Odin hat viel zu schauen und er liest die neuesten schwedischen Nachrichten an der Uferpromenade.
Morgens bei Volvo die Ernüchterung, das Teil passt nicht, die EDV verweist von dem alten auf den neuen Abnehmer, der Alte hat aber einen externen Laderegler und wir haben einen externen Laderegler, also Pech gehabt!
Sie schicken uns nach Scania, die wären gut aufgestellt! Bei Scania der erste Service, der die Note Gut erfüllt, er kann zwar nicht helfen, sucht aber zwei Adressen wo wir nachfragen können. Wir fahren zu einer freien LKW-Werkstatt, der Erste, der mal was in die Hand nimmt, er hat aber auch nur das Teil, welches den Laderegler integriert hat. Er schickt uns zu einem KFZ-Elektroniker, der angeblich alles reparieren kann, was es gibt! Freitagnachmittag ist der aber eher mürrisch als hilfsbereit. Wir sollen Montag kommen, heute macht er nix mehr. Montag läuft aber alles wieder sagt er.
Ok, die Tour beginnt Montag, wir sind das Führungsfahrzeug und können nicht fahren. Ich telefoniere die 3 verbliebenen Teilnehmer ab, einer kommt zu uns auf den Campingplatz, die anderen haben eine defekte AdBlue Pumpe an ihrem Fahrzeug, kommen erst Dienstag oder so, die Dritten sind in Norwegen, kommen dann dazu, wenn wir wieder fahrbereit sind!
Wir laden nochmal die Starterbatterien durch, diesmal mit Landstrom, sonst haben wir immer aus den Aufbaubatterien die Starterbatterien geladen.
Monika und Gert kommen Sonntag zu uns, wir verbringen den ersten Abend zusammen. Montagmorgen beim KFZ-Elektriker liegt eine überholte Lichtmaschine auf der Werkbank, hui, ich baue unsere aus, die neue ein, Zündschlüssel rum, die Warnlampen leuchten mich weiterhin an! Verdammt, Laderegler raus, ich geh zum Meister, der zückt einen neuen Ladereger unter der Werkbank hervor! Yeah, Einbauen, starten, Warnlampen leuchten! Jetzt raff ich nix mehr, was soll es jetzt noch sein. Ich messe nochmal, am Kabel zum Laderegler kommt als noch zu wenig Strom an. Der Meister schaut auch mal drauf, wackelt am Stecker, zack, Kabel ab! Nee, niemals, das kann nicht sein, den Stecker haben wir bestimmt 10x abgehabt, Kontakte gereinigt und was sonst noch. Da hing das D+ Kabel wohl bis zum Schluss am seidenen Faden, der Stecker ist hinter dem Crimpen abgebrochen. Ich crimpe einen neuen Stecker auf, steck ihn in den Dreierstecker, stecke das Elende Ding auf die Lichtmaschine, drehe den Zündschlüssel und siehe da, alles OK. 5 Cent Teil! Dieses blöde Ding hätte doch direkt rumbommeln können, 3 Kabel im Stecker und das eine hat keinen richtigen Kontakt, ist aber zu bequem sich ersichtlich zu zeigen, dass es nur noch an einem Fitzelchen hängt.
O.K. Unimog läuft, ich baue alles wieder zusammen, mit 200 Euro bin ich stolzer Besitzer einer Generalüberholten Lichtmaschine, einem neuen Ladereglers und echt froh, dass der Unimog läuft!
Jetzt kann die Tour starten. Mit Monika und Gert fahren wir zum Schrottplatz nach Bästnäs.
Den Schrottplatz sollte man besuchen, absolut sehenswert. Der Autofriedhof ist in der Nachkriegszeit entstanden, man durfte keine Fahrzeuge von Schweden nach Norwegen exportieren, aber alles in Einzelteilen und dann wieder zusammenschrauben. So stehen zu hunderten aller Varianten von Volvo, Saab, VW, Reisebusse …. Aus den 50er bis zu den späten 70er. In 1986 machte die Werkstatt zu, die Karossen blieben bis heute unberührt liegen. Schade, dass so paar Vollpfosten Teile abreisen, auf den Karossen rumspringen, halt das Übliche! Dieses Jahr waren es wieder ein paar junge Leute, Ausländer waren es, letzte Generation aus Deutschland, wie peinlich, man hätte sie auf die Karossen kleben sollen!
Wir fahren mit den ersten Gästen auf Schotterpisten mit Zwischenstopp am Fulufjället, bis kurz vorm Flatruetvägen, wo Heike und Andreas zu uns treffen. Ihr Fahrzeug ist wieder fit, so fahren wir die nächsten Tage zusammen in den Herbst hinein. Das Wetter ist ganz auf unserer Seite, Sonne satt, nur die Polarlichter lassen sich nicht blicken.
Der Herbst lässt mit seinen Farben die eh schon wunderschönen Hochebenen in Gelb – Orange – Roten Tönen leuchten. Die Seen liegen wir ein Spiegel, die Uferränder verschmelzen mit der Landschaft, nur schwer ist die Grenze auszumachen. Sowas sieht man nicht alle Tage!
In Arjeplog trennen sich unsere Wege, wir fahren nach Finnland, sie fahren noch etwas weiter auf einen Campingplatz.
Finnland
Wie soll es sein, der Weg nach Finnland fällt ins Wasser, es regnet mal wieder, wir zweifeln, ob es in Finnland auch eine Sonne gibt!?!
Bei Heimo Ratio Oy lassen wir beim Unimog einen Ölwechsel machen und die Filter erneuern. Gute Nachricht, es gab keine Schlechten aus der Werkstatt. Während der Unimog im Service ist, stellen wir fest, mit den Uhren passt was nicht! Wir waren pünktlich um 8 Uhr in der Werkstatt, nach kurzer Zeit ist es schon 10 Uhr, komisch denken wir. Der Groschen fällt, schlägt auf, klingelt, Gott sind wir blöde! Die Finnen sind uns eine Stunde voraus, also waren wir eine Stunde zu spät in der Werkstatt. Tse, die Finnen haben es mit Nordischer Gelassenheit belächelt.
So machen wir uns auf den Weg nach Rovaniemi, in der Arctic Lounge wollen wir unseren Wäscheberg waschen.
OK, in Estland kostet eine 13kg Maschine 7 Euro, hier 19Euro, da wird man doch stiller Teilhaber denkt man. Wir haben versucht mit dem Verzehr von Kaffee und Karamellbonbons den Preis zu drücken. Mit über 50 Euro und dem Dreck in den Klamotten weniger, haben wir den Laden verlassen. Weiter nach Norden, wir wollen die Polarlichter sehen. Ein lang ersehnter Traum von uns.
Wir finden einen schönen Platz am Fluss, der Herbst ist hier voll da, die Birkenblätter sind Gelb gefärbt, einige Blätter fallen schon. Die Heidelbeeren stehen im knalligen Rot neben ihren Doppelgängern, die eher in Altrosa leuchten. Die letzten Heidelbeeren hängen an den Sträuchern, da geht immer was von der Hand in den Mund, obwohl die Rentiere da drauf pinkeln, wirklich, selbst schon gesehen, egal! Die Preiselbeeren hängen in Dunkelrot an den Sträuchern und wir machen uns nach der Pflückarbeit zwei große Gläser leckere Marmelade daraus. Sie lassen sich im Gegensatz zu den Heidelbeeren sehr leicht pflücken und gut verarbeiten.
Abends sehen wir über den Wolken ein weißes Licht tanzen, ist das das Polarlicht?
Wir können es nicht einordnen und legen uns schlafen.
Es gibt sie doch die Sonne in Finnland. Der Kontrast von den gelb leuchtenden Birken, die den im Sonnlicht glitzernden dunklen Flusslauf umgeben, ist bei Sonnenschein noch intensiver, einfach herrlich anzuschauen.
Noch etwas Nördlicher finden wir eine interessante Landschaft, hier hat die Eiszeit Geröllberge hinterlassen. Ungewöhnlich für unsere Augen, kleine Inseln aus knallroten Heidelbeersträuchern, kleinen Birken und Kiefern wachsen darin. Von einer Anhöhe aus kann man sehr schön in die Ferne schauen, das soll unser Platz für die Nacht werden, denn die App sagt Polarlichter voraus.
Auf dem Weg zu der Anhöhe war der Harvester unterwegs und es wurde nach Mineralien gebohrt, so ist der Bewuchs um uns herum sehr niedrig und Jung. Die Birken leuchten Gelb, die Sträucher Rot, die Kiefern dunkelgrün, dieses Farbenmeer erschlägt einen regelrecht.
Es kommt eine Rentierherde vorbei, der Bast hängt bei einigen noch blutig runter, doch bei den meisten ist er schon ab. Mit blanken Geweihen haben wir sie auch noch nicht gesehen.
Mit Akku-Wärmejacken, Decke, Kamera und Sitzkissen gerüstet machen wir uns im Dunkeln auf den Weg zur Anhöhe. Haha, 3 Anläufe brauchen wir, bis wir den richtigen Weg gefunden haben. „Nachts sind alle Katzen schwarz“, man kann sich an nichts orientieren, also gehen wir die paar Meter mit Google Maps um auf den Geröllhaufen mit der schönen Aussicht zu kommen. Da sitzen wir nun, schauen in die Dunkelheit. Sterne, man sieht wegen dem fehlenden Lichtsmog viel mehr Sterne. Der weiße Streifen könnte die Milchstraße sein, astronomisch sind wir völlig unbegabt. Ich mach mal ein Foto davon. Äh, nu isser grün!?! Was ist denn das? Noch ein Foto, immer noch grün, die Kinder vom Dorf verstehen langsam, das das Nordlicht erst auf der Kamera richtig intensiv grün wird. Also war das getanzte vor paar Tagen auch das Nordlicht? Die Show ist aber schnell vorbei, der Frost zieht auch in die Glieder, wir beenden die Session und gehen zurück in die warme Hütte.
Morgens lese ich das mit den Nordlichtern nochmal nach, jepp, die Kamera lässt die Farben erst richtig kräftig erscheinen.
Wir erkunden noch etwas die Gegend, die Rentiere kommen auch wieder vorbei, heute Abend sollen die Nordlichter sehr stark werden. Also Kamera rüsten, die Einstellungen nochmal verändern, ob ich das je wieder zurückgedreht bekomme? Ok die Nacht kommt, die Lichter auch, ich mache Unmengen Fotos und die starken Lichter sieht man nun auch mit bloßem Auge grünlich leuchten, auf den Fotos natürlich noch intensiver.
Wir sind völlig hin und weg, was für ein Erlebnis!
So schnell wie sie kommen, gehen sie auch wieder, zack und das Spektakel ist vorbei. Es muss viel passen, Zeit, Ort, keine Bewölkung, Sonnenwind, damit man in den Genuss der Nordlichter kommt.
Morgens verabschieden uns die Rentiere, der Unimog scheint sie nach drei Tagen nicht mehr zu stören, sie ziehen recht nah an uns vorbei. Mittlerweile fühlt sich alles klamm an, die Nässe der letzten Tage, die kalten zum Teil frostigen Nächte schlagen sich trotz des vielen Heizens mit offenen Luken in der Hütte nieder.
Der Regen holt uns wieder ein, die Nordlichter sollen erst in ein paar Tagen wieder recht stark werden, also beschließen wir, uns mit den vorüberziehenden Gänsen auf den Weg nach Süden zu machen.
Nass und grau zeigen sich die nächsten Tage, die Gräser und Moose der Sümpfe sind Orangerot verfärbt, das Laub fällt, die ersten Birken sind schon kahl. Mit jedem Kilometer, den wir jetzt nach Süden fahren holen wir den Herbst wieder ein, die Birken haben wieder mehr gelbes Laub, nur die Gänse die unentwegt über uns herziehen, verraten uns das der Winter nicht mehr weit ist.
Der Winter steht auch noch auf unserer Liste, aber eher im März, wenn die Tage wieder länger werden. Wir sind froh, wenn wir jetzt mal wieder etwas angenehmere Temperaturen bekommen, einstellige Plusgrade am Tag und Nass brauchen wir auch nicht!
Ein Platz nochmal anzufahren, lag uns am Herzen. Am östlichsten Punkt der EU, liegt ein Wandergebiet, das wir wegen Mücken und Regen auf dem Hinweg nur angekratzt haben.
Diesmal keine Mücken und Sonnschein, los geht´s!
Nach 3 Kilometern eröffnet sich eine riesige Sumpffläche, der Geruch des Sumpfs ist schon lang in der Nase, aber so etwas haben wir noch nicht gesehen. Der Brettersteg verschwindet in der Ferne im Sumpf, wir laufen und laufen bis zum Wald am anderen Ende des Sumpfgebiets. Ein paar Meter durch den Wald, besser gesagt eine Waldinsel und es geht weiter und weiter. Wir müssen uns einbremsen und drehen um, denn Odin muss es auch wieder zurückschaffen. Der Rundweg soll über 20km sein, das schafft das alte Hundchen nicht mehr. Die letzten 2 km schleicht er nur noch, am Unimog loben wir ihn ganz dolle, für seine vielen Wehwehchen war das wieder eine super Leistung. Die nächsten Tage kann er wieder viel schlafen, die Pausen brauch er mittlerweile.
Die Nässe hat auch unseren Lufttrockner der Druckluftanlage überfordert, er kann sich nicht mehr richtig regenerieren. Das Ventil zum Abblasen der Luft schließt erst bei 10 Bar, solang pfeift es halt von 20 Bar runter. Da muss ein Neuer her, eine gute Werkstatt ist in Lettland, schauen wir mal, ob er so lang noch mitmacht!
Wir buchen online die Fähre Helsinki-Tallinn, mit einem freudigen und einem weinenden Auge verabschieden wir uns gedanklich von Skandinavien.
Eine Nacht in Helsinki! Auf einer vorgelagerten Insel parken wir den Unimog. Wir laufen rüber in die Stadt, es ist laut mit vielen Menschen. Nach Wochen im Norden unter Rentieren ist das zu viel Trubel für uns, wir drehen frühzeitig um und gehen zurück zum Unimog. Auch hier, Krankenwagen, Zugverkehr und der normale Straßenverkehr sind penetrant in den Ohren. Modetechnisch müssen wir auch was machen, hier scheint es in Mode zu sein mit Trainingshose und atmungsaktiver Jacke und dünner Mütze spazieren zu gehen, einige Joggen sogar😉, ja wir, wir laufen in Outdoorklamotten rum, zwischen pikfein gekleideten Leuten und denen in Trainingsanzügen, sind wir wie zwei Flamingos unter tausend Krähen. Was soll´s, da stehen wir doch drüber.
Lustig war, es stand ein typisches finnisches Holzhaus im Park, mit angelegtem Garten und Tieren aus Pappe, wo das Leben der „Ureinwohner“ als Museum oder Attraktion dargestellt wird.
Stadtmenschen sind schon komische Leute, trauen sich wohl mit dem Tesla nicht mehr als 50km aus der Stadt, denn da ist das die Normalität!
Der Wecker klingelt um 6 Uhr, heute Termin, 9 Uhr Fähre! Odin bleibt während der Überfahrt im Unimog, für uns irgendwie komisch, entweder so oder man muss eine Kabine buchen. Na, die 2 Stunden schafft er schlafend!
Sehnsüchtig schauen wir von Tallinn zurück nach Finnland, wir kommen wieder, gern auch wieder über den östlichen Landweg, durch das Land, das zurzeit leider verachtet wird!
Schön war es, aber es wird Zeit für mehr Sonne, also ab in den Süden, der Sonne hinterher!
Eins noch: Auf dem Weg durch Finnland nach Schweden ist uns kein Elch begegnet!
Unsere Befürchtung wurde fast wahr, es gibt keine Elche in Finnland.
2 Tage bevor wir in Helsinki waren, stand dann doch mal ein gut genährter Bulle am Waldrand, weit entfernt aber der Beweis, es gibt doch Elche.