Russland 2019

Russland 2019

Skandinavien mit Osterweiterung durch Russland!
Versunken im Sumpf!
Gefahrene Länder Polen, Litauen, Lettland, Estland, Russland, Finnland, Schweden, Dänemark
Reisedauer 56 Tage
Gefahrene Km 9006 km
Durchschnittsverbrauch 18l
Getankt 1676l für insgesamt 2103,47€
Supermarkt ca.850€

Als Tagebuch wäre der Textanteil, den ihr lesen müsstet, sehr viel. Ich fasse es für euch zusammen und das ist noch sehr viel.
Wir wurden von unseren Eltern und Freunden ziemlich schräg angeschaut, als wir sagten, wir fahren den Skandinavischen Teil von Russland, also Oblast Leningrad, Republik Kaliningrad und Oblast Murmansk.
Was wollt ihr da, die rauben euch aus oder schlimmer wurde uns prophezeit.
Gut, das mit dem Verhaften war gar nicht so verkehrt, dazu aber später.
Nachdem wir viele Überstunden gesammelt hatten, sind wir am 30.05.2019 losgefahren. Das Visum für Russland haben wir uns über die Firma Spomer GmbH in Hennef besorgt, ein Amtstierärztliches Zeugnis und eine frische Impfung für den Hund und eine Auffrischung unserer Impfungen, meine waren schon mehrere Jahre abgelaufen.

Bei guten 25-30 Grad in der Sonne sind wir zu Hause vom Hof gefahren zu unserem ersten Zwischenstopp im Kyffhäuser. Wir wollten die 300km am Tag nicht so gern überschreiten. Die Hitze macht uns drei im Unimog mächtig zu schaffen. Am nächsten Tag waren wir schon in Polen. Gut vorbereitet für Russland, haben wir doch glatt übersehen, dass Polen eine Maut erhebt. Nach mehreren Kilometern auf Polnischen Straßen haben wir uns die viaBox in einer Tankstelle besorgt und an die Scheibe geheftet.
Den ersten Abend in Polen haben wir Abseits der Hauptstraße bei Regen in einem Feldweg gestanden. Man stolpert in Polen unwillkürlich über unsere Geschichte, die Wolfsschanze ist ausgeschildert usw. und wir sind mal zwei Bunkeranlagen angefahren. Die Wolfsschanze wollen wir mal in einem extra Urlaub erkunden, denn wir hatten die Zeit im Nacken sitzen.
Das Tierärztliche Zeugnis ist nur 10 Tage gültig, man muss bis dahin in Russland eingereist sein, also viel bommeln ist nicht. Auf die Frage inder Botschaft, wie das wäre mit Kaliningrad und dann Russland, kam ein mit Akzent: daas weiß ich niicht! Na dann auf nach Litauen. Hui, riesige hochmoderne Landwirtschaftliche Betriebe, erschreckt hat uns dann ein ca. 10-jähriger Junge der in einem Geschirr einen Pflug/Aufhäufler für die Kartoffeln zog, hinter dem sein Opa lief. Das Haus, vor dem wir das gesehen haben, war uralt und runtergekommen. Also EU geförderte Großbetriebe neben Menschen, bei denen noch kein Cent der EU Gelder angekommen ist, schließen wir einfach mal daraus. Das Wetter war ein wenig auf unserer Seite mit Gewitter und Regen, dafür sehr schwül.
Weiter nach Lettland, es ist Landschaftlich wie Litauen, an einem schönen Schloss mit Fluss, haben wir einen Übernachtungsplatz gefunden. Hier fanden wir Ostpreußische Spuren, da müssen wir nochmal hin haben wir beschlossen. Zudem lockte der Kilometerlange Baltische Sandstrand, den wir gern intensiv bereist hätten.
Weiter nach Estland. In Estland fühlten wir uns schon wohler, Skandinavischer Wald, irgendwie vertraut. An einem Stellplatz an der Ostsee meldeten wir uns online an der russischen Grenze an, füllten die Papiere für den Grenzübertritt schonmal aus.
Wir beschlossen abends über die Grenze zu fahren, es war inzwischen wieder unerträglich warm geworden.
Pünktlich zur eingetragenen Urzeit waren wir auf dem Grenzparkplatz in Narva. Natürlich fällt man mit einem Unimog auf und ein reges Gespräch mit freundlichen Estländern verkürzte uns die Wartezeit. Ja, was soll man sagen, die Tafel, die unser Nummernschild einblenden sollte, war öfter mal aus und wir standen ca. 3 Stunden dort rum. Als es Dunkel wurde, ist unser Nummernschild aufgerufen worden, die Papiere wurden kontrolliert und wir sind Richtung Grenze gefahren. Unimog und sein Licht, naja, wir haben die Wegweiser nicht gesehen und sind schnurgerade auf die Grenze zu gefahren. Vor der Schranke wurde uns klar, die, die auf dem Parkplatz vor uns waren, kamen von rechts. Der Grenzer machte uns auch schnell unmissverständlich klar, dass wir falsch sind, lies uns aber dann doch in den Grenzbereich einfahren.
Die Kontrolle war unfreundlich und oberflächlich, was waren die angepisst, fragten auch noch warum wir nach Russland wollte, da will doch keiner hin. Tja alte Wunden denke ich! Weil das schonmal mit dem Vordrängeln prima funktionierte, sind wir auf russischer Seite direkt mal bei nix zu verzollen reingefahren. Haha, haben die uns nicht geglaubt. Den Wachwechsel mussten wir noch abwarten, alle die gingen und kamen beäugten uns freundlich, wir grüßten und lächelten zurück. Klar stehen wir falsch, versuchen können wir es doch mal!
Ein älterer Grenzer mit wunderschönem riesigem Hut und eine junge Grenzerin kamen zu uns. Wer war jetzt aufgeregter, sie oder wir? Die junge Grenzerin ging mit mir in den Mog und kontrollierte hier und da die Schränke, fasste aber nichts an. Draußen nochmal in die Stauboxen geschaut, fertig waren wir. Die Papiere, die ich ausgefüllt hatte, mussten wir neu machen, ich hatte meinen Namen aufgeschrieben, der Mog läuft aber auf meiner Frau. Naja, wenn das alles war, die Horrorgeschichten von, Alles ausräumen und so, war uns erspart geblieben.
Der Tag war lang, wir waren echt fertig und gegen 2 Uhr haben wir einen ruhigen Platz gefunden, einen sehr ruhigen, einen Friedhof, nee, nochmal Augen auf, einen Weg weiter haben wir uns an den Rand gestellt, Lichter aus, Feierabend.
Morgens trieb uns die Hitze aus den Federn. Wir fuhren in den nächsten Ort, an einem Geldautomaten, zogen wir uns die ersten Rubel von denen wir uns direkt in einem Telefonladen zwei Simkarten kauften. Genial, wie man ohne Verständigung sowas hinbekommt. Jetzt wussten wir, warum wir ein Hotel im Visum hatten, dieses wurde als Ort beim Kauf der Karten eingetragen.
St. Petersburg, das müssen wir sehen! Nein, wir haben es nur von außen gesehen, die Stadt war mit Polizei völlig überfüllt, Weltwirtschaftstreffen und die Hitze haben uns abgehalten. Odin und wir liefen am Limit und man sagt 3 Stunden reinfahren und 4 Stunden rausfahren. Niemals nicht bei der Hitze, wir kommen wieder.
Dann auf nach Karelien, ab in die Wildnis.
Wow, hier bekommt der Name Offroad für uns eine neue Bedeutung. Wege, die bei uns niemals öffentlich wären, geschweigen denn befahrbar, sind hier im Navi als Straße angegeben. Noch nie musste ich mir meinen Weg mit der Axt freischlagen, ok mal ein Baum, hier wurde es zur Dauerübung. Zum Glück waren die nicht ganz so dick. Wildnis pur, genau das, was wir wollten.
Voller Übermut fuhren wir die Wege und uns wurde schnell klar, das ist kein Spaß hier, der Untergrund wird sumpfig und was mal ein Weg war führte ins Nichts! Wir beschlossen die kleinen Wege zu meiden und die Nebenstraßen zu nutzen. Kürzeste Strecke im Navi war keine Option mehr. Nebenstraßen ist gut, auch die sind Wellblechpisten oder sumpfig. Wellblechpiste geht ja in bestimmter Geschwindigkeit, da fehlt aber plötzlich ein Stück Piste und die durchschlagenden Federn melden das ungefiltert. Luft raus aus den Reifen, die müssen beim einfedern mithelfen. Also, jeden verdammten Gipfel und Tal der Wellblechhügel mitnehmen. Die Reisegeschwindigkeit senkte sich auf 20-30km/h, sozusagen waren wir nach 50-80km durch, bedient, genervt. Wunderschöne Plätze am Abend entschädigen die Strapazen. Nur der Müll, der überall rumfliegt, ist nicht schön.
Wir hatten einen wunderschönen Platz am See gefunden, den wir über einen Sandweg erreichten. Wir blieben 2 Tage, an Tag 2 waren Bärenspuren im Sand, der muss da vorbeigetrottet sein. Ich wollte ihm folgen, Boris fand das gar nicht gut. Ok, vielleicht auch besser so. Obwohl die Spuren waren echt gut zu sehen😉
Dafür haben wir aber den ersten Elch gesehen.
Die Wege werden öfters von Bächen und Flüssen gekreuzt, man geht sie vorher ab und schaut wie tief sie sind und muss dann halt durchfahren. Wenn mal geteert ist, wünscht man sich nach paar Kilometern die Piste wieder, der Teer ist noch unbarmherziger zu Mensch und Maschine. So kämpften wir uns durch bis zum weißen Meer. Wir hatten gehört, da kann man kilometerweit am Ufer lang fahren, das wollen wir natürlich auch, Varzuga war das Ziel.
In Umba fiel uns auf, dass beide Handys tot waren, die Karten müssen wohl Zeitmäßig abgelaufen sein, egal, ab in die Stadt, bestimmt gibt es hier einen Laden. Vor dem Laden fängt uns die Polizei ab, kontrolliert die Pässe, fragt was wir hier wollen und lässt uns wieder ziehen. Im Tausch von 1000 Rubel aktivierte der Meister uns die Karten wieder.
Wir kommen aus dem Laden, steht die Polizei wieder oder noch vorm Unimog. Wir grüßen freundlich, sie steigen aus und wir sollen folgen. Ohje, was nun? Wir sitzen in der Wache und der Polizist macht uns auf gutem Englisch klar, dass wir in einen Bereich gefahren sind, für das wir ein Sondervisum haben müssen. Er bestellt eine Dolmetscherin, die weniger Deutsch als Englisch kann. Nach akkurat in Schönschrift ausgefüllten Papieren, bezahlen wir 2000 Rubel Strafe pro Person und wir dürfen wieder in Begleitschutz die Stadt verlassen.
Wir gucken uns an und lachen, auf nach Varzuga. Das mit dem am Ufer fahren geht prima, die Flut war aber im Anmarsch und der Streifen wurde als schmaler, wir als schneller. Jetzt wäre Sonne schön gewesen, weiter südlich hat sie uns gequält jetzt fehlt sie. Nie ist was richtig, typisch Deutsch😉
Eine Nacht bleiben wir mit viel Regen und Wind. Es ist trotzdem schön!
Morgens ist es empfindlich kalt, Odin freut es, wir müssen aber weiter, wir wollen ja über Inga nach Kirowsk und weiter nach Rewda. Murmansk und Teriberka bis Norwegen. Das noch weit und es fehlt uns einfach an Geschwindigkeit, mehr als die Hälfte der Visumzeit ist schon rum und wir müssen Strecke machen. Zurück in Umba steht die Polizei wieder am Straßenrand, wir biegen schnell ab an die Tankstelle. Zum Teil kann man mit Kreditkarte am Automat tanken, hier ist noch das alte System, gewünschte Literzahl angeben, zahlen und tanken. Volltanken muss dabei gelernt sein!
Die Strecke nach Inga ist ein Monster, Schritttempo. Unterwegs an einem Berg stehen zwei Norweger mit Motorrädern, sie winken und erklären uns, dass ein Motorrad in den Fluss gefallen ist und einen Motorschaden hat. Das Zweite bekommt es dem Berg nicht hochgezogen, wir helfen natürlich. Danach wollen sie allein weiter nach Umba, wir fahren in die andere Richtung.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit fällt auf +-10km/h.
In Inga angekommen erklärt mir ein Bewohner, wie ich den Fluss durchfahren muss, weil die 2t Brücke uns nicht hält. OK, mit gemischten Gefühlen geht es ins Wasser. Der Fluß führt viel Wasser und die Böschung gegenüber ist echt steil. Kein Problem, der Unimog meistert das. Wir fahren weiter, grüßen noch freundlich ein paar Einwohner, die an ihrem Haus stehen, noch nicht ahnend, dass wir sie bald wieder sehen.
Der Sumpfweg ist echt kaputt, riesige Löcher, an denen die Baumstämme fehlen, auf den man sonst fährt. Es liegen Reifen in den Löchern und was sonst noch alles. Wir durchfahren alle Löcher, noch eins, dann kommt der Wald.
Das wars, wir stecken fest, der Mog bewegt sich kein Zentimeter trotz Sperre, es fühlte sich an, als wäre er in dem letzten Loch eingerastet.
Shit, das fehlt noch. Gut, vorn stehen wir direkt vor einem Stamm. Den machen wir weg und dann geht es weiter. Nix, nachdem wir vorn Platz gemacht haben, tut sich noch immer nix. Nach zwei Stunden geben wir erstmal auf und laufen zurück ins Dorf. Die zwei Saschas, die wir noch freundlich gegrüßt hatten, wollen uns helfen, doch auch nach 6 Stunden würgen und einem besorgten zusätzlichen Wagenheber geben wir auf. Der Mog steht jetzt noch tiefer im Sumpf. Schlafen? Wir bekommen kein Auge zu. Die Kamera ist abgesoffen denn im Fußraum, wo sie lag steht das Wasser, der Tank hört sich an als ob Wasser reintröpfelt und die paar Warnleuchten die der Mog hat leuchten auch alle.
Morgens sitzen wir nebeneinander und weinen eine Runde, denn wir sind völlig hilflos und machtlos. In Deutschland hätte man kurz paar Gespräche gemacht und die Maschinerie wäre angelaufen. So bin ich es in meinem Job gewohnt. Jetzt haben wir zwei Handys für je 1000 Euro und keins geht und wen soll man hier anrufen?
Wir laufen ins Dorf, die Jungs pennen noch. Ein Mann rutscht von seinem Dach, auf dem er neue Pappe aufbringt. Er kommt mit einer Flasche Bier, setzt sich zu mir und wir trinken um 10 Uhr zusammen ein Bier. Leerer Magen, Alkohol und die Hilflosigkeit wie und wann der Mog wieder aus dem Loch kommt? Mir ist speiübel! Trotzdem bin ich über die Gastfreundlichkeit sehr dankbar. Boris versucht mit der Oma ein Telefongespräch aufzubauen, sieht eigentlich lustig aus, sie laufen mit ausgestrecktem Arm und Handy kreuz und quer übers Grundstück.
Keine Chance, kein Empfang, wir trinken einen Kaffee mit ihr. Wieder erfahren wir eine herzliche Gastfreundschaft. Wir üben zusammen russische Floskeln.
Die Jungs tauchen auf und wir fahren in der Buchanka nach Oktyabrsky zu einem gruseligen aussehenden Anwesen, hier stehen aber Zil 131, Ural, Gaz 71 Kettenfahrzeug usw. ich denke mir, wenn die nicht helfen können, dann niemand mehr. Schnell sitzen wir im Zil 131 im Laderaum und bekommen den leckersten Kaffee und Kekse serviert, die wir seit langem hatten. Das Gefühl der Hoffnung verdrängt die Hilflosigkeit. Die wilde Fahrt beginnt, der Zil ballert über die üblen Pisten, unglaublich! Auf einem Flugfeld bleiben wir stehen, die Männer rumpeln am ZIL, fragen nach ob bei uns alles Ok ist und weiter geht es.
Beim Mog angekommen befestigen sie eine 15t Winde, der Zil kommt zum Mog aber der bewegt sich nicht. Neuer Versuch, wir hängen ihn ganz kurz an, der Zil steht mit der Stoßstange über dem Mog. Beim anziehen geht der Zil tief in die Feder und rutscht hinten zur Seite, wir hängen kurz ab, der Zil richtet sich wieder aus, neu anhängen und mit einem Zug hebt sich der Mog aus dem Loch und mit einem breiten Grinsen und Gejubel steht er vor dem Zil. Ein ungefähr tausend Tonnen schwerer Fels fällt mir vom Herz und ich muss sie alle knuddeln😉
Wir laden unsere Bergemittel ein, sie fahren Rückwärts aus dem Sumpf, wir langsam hinterher. Morgen treffen wir uns bei ihnen am Haus und Werkstatt. Wir wollen nur noch schlafen, es ist mittlerweile wieder weit nach Mitternacht.
Am Morgen starten wir den Mog, es zischt die Druckluft aus einem Anschluß. Ohje, wie zerfetzt sieht der ganze Mog unten drunter aus. Das viele hin und her mit den Stämmen und Ästen hat ihm nicht gutgetan. Ich repariere die Leitung, indem ich sie abschneide, neu biege und das abgerissene Stück Rohr aus dem Schneidring bohre.
Ok, ist dicht, wir wollen los, die Kupplung trennt aber nicht mehr, was denn jetzt noch? Drei Männer in einem Geländewagen kommen vorbei, sie halten an, ich versuche ihnen das Problem zu erklären. Ich beschreibe ihnen, dass ich den Gang einlege, sie sollen schieben, ich starte, gesagt getan, Russen sind Pragmatiker, genial! Wir winken und tuckern langsam weiter. Ohne Kupplung lege ich als es leicht Bergab geht, ohne zu kuppeln den vierten Gang ein. Komisch, im Gedanken schalte ich irgendwann in den 5ten Gang, die Kupplung geht wieder. Juhu, nur kurz Juhu, der Motor stottert, danach quittiert er seinen Dienst. Da ist er wieder, der tausend Tonnen Stein. Motorhaube auf, mal schauen was da an Diesel kommt oder ist es nur noch Wasser und die Dieselpumpe ist defekt oder gar der Motor? Naja, es war keine komische Wolke aus dem Auspuff gekommen und am Öldeckel ist keine Mayonnaise. Der Vorfilter ist normal weiß, der ist aber sehr dunkel. Ich schraub ihn raus, da steckt Sumpf drin. Shit, doch Wasser im Tank, inklusive Torf. Nachdem ich ihn gesäubert habe, setze ich ihn wieder ein und der Mog springt sofort an. Unser flotter Otto lässt uns nicht im Stich. Bremsen war nicht möglich, Boris meinte hinten würde was rausspritzen, die Bremsleitung ist an der Achse langgeführt und abgerissen. Ok, lassen wir erstmal so, zumachen können wir die immer noch.
Unterwegs quittiert der Motor noch 3x seinen Dienst, wir wissen ja warum.
Auf dem Hof angekommen, fangen Sascha und seine Leute direkt an den Mog zu inspizieren und zu reparieren. Wir lassen die Milch ab, Diesel war das nicht mehr, reinigen den Tank, löten die Bremsleitung, biegen Bleche und Panhardstab einigermaßen wieder gerade. Am nächsten Tag besorgen wir uns Dieselfilter, Getriebeöl, Dichtungen, Schneidringe usw. flitzen noch durch den Supermarkt, Sascha erzählt mir über Google Translator, das er der Besitzer der Apatitmine ist, dass Apatit zurzeit aber nix Wert sei und er sich mit KFZ Geschäften über Wasser hält.
Pragmatiker und sehr nett dazu.
Ich telefoniere das erste Mal nach 6 Tagen mit unseren Angehörigen und erzähle ihnen was passiert ist. Danach telefoniere ich mit Hellgeth wegen der Schäden, denn das hintere Vorgelege leckt unentwegt. Die Dichtung bekommen wir so schnell nicht, also richtig dick Fett drauf, damit weniger rausläuft, zur Not Fett rein bekomme ich als Rat. Und wir sollen fahren, solang die Räder drehen und der Motor läuft, fahren. Hauptsache raus aus Russland, weil Ersatzteile zu schicken dauert mindestens 6 Wochen und unser Visum endet in 2 Tagen, wir müssen aber mit dem Unimog wieder raus.
So ein Gespräch beruhigt und gibt Mut.
Wir ersetzen zusammen noch die letzten fehlenden Teile, verabschieden uns von Sascha und seinen Leuten und fahren Richtung Finnland. Aber erst müssen wir noch zum Tierarzt wegen der Wurmkur für Mr.Ping.
Beim zweiten Tierarzt in Apatity bekommen wir den Stempel. Der Tierarzt kann etwas Englisch und surft unentwegt im Internet, dann zeigt er uns Fotos von seinem Rottweiler, seiner Jagdhütte und lädt uns dahin ein. Ach, Sascha kennt er auch, der könnte ja auch mitkommen. Was ist los mit denen, wir kommen immer noch nicht mit dieser Gastfreundschaftlichkeit klar. Dankend lehnen wir ab, kommen aber bestimmt darauf zurück, uns fehlt ja noch ein Teil der Reise, wir kommen wieder.
Er gibt uns seine private Telefonnummer, schaut sich noch den Mog an, dann fahren wir weiter.
Alle 50km schaue ich nach dem Öl im Vorgelege und fülle entsprechend nach. Endlich oder leider sind wir an der russisch-finnischen Grenze. In Russland kontrollieren sie unsere Papiere, Boris hatte den Strafzettel aus Umba darin liegen lassen. Ein höherer Zöllner nimmt sich den Zettel, liest ihn und lacht, er gibt uns irgendwie zu verstehen, dass wir wohl der Polizei von Umba die nächste Feier bezahlt haben.
Egal, der Mog wird nicht kontrolliert, weiter zu den Finnen.
Leute mit so einem Gefährt werden beäugt und sind interessant, wir erzählen von unserem Unglück und den freundlichen Russen, die uns geholfen haben. Nachdem die Papiere gecheckt wurden, geht einer mit uns zum Mog, schaut sich interessiert den Mog an und wünscht uns eine gute Fahrt. Ok, wir hatten Milch, Fleisch und andere Lebensmittel im Kühlschrank, ganz sauber waren wir nicht😉
Egal, wir buchen nachdem sich die Telefone ins finnische Netz eingeloggt haben einen naheliegenden Campingplatz. Duschen, Wäsche waschen und die Hütte reinigen sind angesagt.
Nach vier Maschinen Wäsche und Trockner, verabschieden wir uns, schön war es hier.
Auf zu Mercedes Benz, doch die erste Werkstatt kann uns nicht helfen, keine Kapazitäten, aber in Tornio können sie uns helfen. Mist, einmal quer durch Finnland, das Vorgelege leckt, hoffentlich überlebt es!
Bei Heimo Rautio Ky fühlen wir uns gut aufgehoben, sofort wird der Unimog in die Werkstatt gefahren, Vorgelege geprüft, ein neues Kugellager,Bremsleitung, Dieselfilter usw. ebenso. Kurze zeit später sagt die nette Frau, dass die Teile morgen da sind und wir ihn dann wiederholen können. Hä? Niemals denke ich, gut wenn ihr meint!
Mit einem Taxi fahren wir auf dem Campingplatz in Tornio und beziehen eine Hütte. Nach Bettwäsche haben wir gefragt, dass man nix zu Essen bekommt, war blöde. Also auf zum Supermarkt für ungesundes Essen. Mit Fertiggerichten und Getränken verbringen wir den Abend.
Unglaublich, am nächsten Tag kurz nach Mittag klingelt das Telefon, der Unimog ist fertig. Alter, sind die mal geil!
Wir lassen Bettzeug usw liegen, laufen zu Heimo, bezahlen, steigen ein und holen danach unser Zeug. Kurz nach der Grenze in Schweden steuern wir einen ICA an, Risifrutti muss herbei, meine Droge!
Schweden, es fühlt sich an wie zu Hause. Schnell sind wir im gewohnten Schwedentrott. Schlafen, essen, rumschleichen, essen, schlafen……
Och nööö! Vorn in der Felge sammelt sich Öl, die Antriebswellendichtung vom Vorgelege ist undicht, die bekommt man nicht so schnell ersetzt, da muss das ganze Vorgelege runter. Gut, ist oben, bedeutet, es verschwindet nur das Öl, was es durch die Wärme/Umdrehungen rausdrückt, wirklich leerlaufen kann es nicht. Trotzdem verfolgt uns die Undichtigkeit bis zum letzten Tag, ohne daran zu denken, ist fahren nicht mehr drin.
Wir verbringen die Tage in Schweden routiniert, genießen das schöne Wetter und die Traumhaften Plätze, die wir ansteuern. Der Kopf ist aber nicht wirklich frei, fast jede Nacht denke ich an den Sumpf, was hätte man besser machen können, wären wir doch vorher mal durchgelaufen, hätten wir gleich den Zil geholt, hätte hätte Fahrradkette. Unterwegs fängt der Mog an, bei 80km/h zu vibrieren. Ich lege mich drunter, prüfe Antriebswellen usw. stelle dabei fest, dass das Getriebe lose ist.
Die Schrauben bewegen sich natürlich nicht, ich sprühe sie ein, lasse das Ganze über Nacht einwirken, am nächsten Morgen kann ich die Schrauben erst los und dann fest andrehen. Wir fahren langsam Richtung Heimat, bei Hannover gibt es alle paar Kilometer seltsame Schläge, die wir auch nach Suchen nicht zuordnen können. Verdammt, noch 250km, halt durch. Spät am Abend stehen wir auf unserem Hof. Die Felge voller Öl, die Schläge sind noch da. Der Mog riecht wie gewohnt nach altem Eisen, Diesel und Öl, er hat und nicht enttäuscht. Ich klopf ihm auf die Haube, wir trauern, weil wir schon zu Hause sind, freuen uns aber auch.
Den Übeltäter habe ich gefunden, ein Ast hatte den Ausblasfilter des Druckluftsystems abgerissen, den hatte ich notdürftig befestigt, das Provisorium hatte sich gelöst und wenn das Ventil öffnete, schlug der Filter gegen das Fahrerhaus. Ich wechselte noch alle Dichtungen an den 3 übrigen Vorgelegen, inklusive der Wellendichtungen. Die defekte Druckluftleitung hat gut durchgehalten, die habe ich auch noch erneuert, plus die vielen Blecharbeiten, Stoßstange und so weiter.
Fazit:
Russland lässt uns nicht los, oft und gern erinnern wir uns. Auf jeden Fall müssen wir nochmal nach Russland, allein bei der Tour sind ja noch paar Kilometer zu Ende zu fahren!
Karelien und die Halbinsel Kola bieten Offroadern noch ein Paradies. Das Land bietet einem oft die Stirn, umso herzlicher und hilfsbereiter sind seine Bewohner.
Was wir gelernt haben, fahren wir uns nochmal fest, trinken wir erstmal einen Kaffee, bevor wir irgendwas anfassen. Blinder Aktionismus reitet einen meist noch tiefer in den Dreck!
Wir können jedem nur empfehlen nach Russland zu fahren.