Reiseblog 2022-2023, 2.Etappe
Schon wieder Schweden!
80760km-85790km
20.12.2022-18.01.2023
Tag 210 unserer Auszeit, wir sind endlich wieder auf der Straße.
Nachdem wir unseren Weg in den Süden mit dem Ziel Griechenland, aus einigen Gründen abgebrochen hatten, geht es mal wieder Richtung Polarkreis. Diesmal im Winter. Der Herbst war ein absoluter Traum, der Winter fehlt uns noch in der Sammlung.
Am Unimog haben wir ein Magnetventil der Druckluftanlage erneuert, das hatte ab und zu keine Lust zu schließen. Die Ölwanne haben wir auch neu abgedichtet und noch einige kleine Reparaturen durchgeführt. In der Kabine steht jetzt ein 20l Kanister, indem das Abwasser gesammelt wird. Bei den Minustemperaturen sind unbeheizte Außentanks nicht zu gebrauchen.
500 Bestgrip Spikes sind auch mit an Bord, wenn wir die in die Reifen drehen, sollte der Unimog auf den vereisten Straßen damit zu fahren sein.
Für die Temperaturen sind wir gut gerüstet. Durch Snowboardfahren, Winterangeln und natürlich täglichen Spaziergängen mit Odin brauchten wir nix zusätzlich zu kaufen. Nur Odin hat noch Schuhe und einen Ganzkörperanzug bekommen. Sollte es mal richtig eisig blasen, dann stecken wir ihn da rein. Normal läuft er leichte Minusgrade ohne Anzug. Ab Minus Zehn hat er seinen halben Anzug an, jetzt in dem Neuen, da sind sogar die Beine eingepackt.
Schauen wir mal was uns erwartet, einen kleinen Vorgeschmack mit minus 18 Grad hatten wir zu Hause kurz vor der Abfahrt. Eins kann man sagen, das Zeug belegt unwahrscheinlich viel Stauplatz.
Unser “liebstes Reisewetter“ hat sich eingestellt, Nasskalt, Regen und Nebel, es könnte nicht schöner sein. Ironie off!
Nachdem wir in Soltau den ersten Zwischenstopp gemacht haben, fahren wir den “so fahren wir immer“ Weg über Dänemark. Der Platz direkt an der Ostsee kurz hinter Middelfart ist frei, hier bleiben wir für die Nacht stehen. Den Platz fahren wir schon seit der ersten Schwedenreise an, leider hat Park4Night den auch inne, es steht auch schon ein Campen verboten Schild. Wir parken für einen Nacht!
Die Nacht war mit prasselnden Regen und kräftigen Wind turbulent. Trotzdem haben wir beide sehr gut geschlafen.
Woran das liegt, dass wir im Unimog ruhiger schlafen als zu Hause? Wir wissen es nicht. Vielleicht einfach, weil der Kopf auf Zeitlos steht?
Die Sonne linst durch die Wolkenlücken, wir laufen mit Odin am Strand entlang. Weiter geht die Fahrt über die vernebelte Öresundbrücke, nach Schweden. Nach mehr als 10 Überquerungen ist es wie Heimfahren!
Wir parken routiniert an einem schon zigmal besuchten Ort und genießen den Regen. Der Regen verfolgt uns gnadenlos!
Schnee ist keiner mehr da, der See ist aber trotz der Plusgrade noch zugefroren. Die im Sommer ausgetrockneten Bachläufe führen tiefbraunes Wasser.
Interessant die Gegend mal so zu sehen.
Zwar sind wir noch in Südschweden, auch nicht weit von Orten und Fernstraßen entfernt, trotzdem ist die Stille präsent. Morgens, wohl eher mittags ist Odin gut unterwegs, wir drehen eine ordentliche Runde durch den Wald. Ein Mountainbiker gesellt sich kurz zu uns als wir wieder beim Unimog sind. Er hat ein halbes Jahr in Münster studiert. Viel Zeit hat er aber nicht, er hat Angst um seine Fika, nicht das es anbrennt.
Die Fika, sowas machen oder kennen wir bei uns nicht! Die Jungs sind Mountainbiken, nach einigen Runden am Berg kochen sie sich etwas auf einem Campingkocher. Ob Kaffee und Kuchen oder etwas Deftiges, die Fika gehört in Schweden zu jeder Freizeitbeschäftigung im Freien dazu.
Auf der Fahrt schneit es hier und da, eine leichte Puderzuckerschicht liegt auf den Bäumen und Gras. Hier und da an schattigen Plätzen, liegt auch noch alter Schnee.
In Mariestad fahren wir in den Hafen, hier wollen wir Weihnachten stehen bleiben.
Die Dunkelheit setzt schon gegen 16 Uhr ein, so gehen wir nach unserem Abendessen durch die zum Teil historische Altstadt. Enge gepflasterte Gässchen mit niedrigen Häusern, laden zum Voyeurismus ein, denn Straße und Fußboden sind gleich hoch, sodass man sehr gut durch die Fenster in die Wohnungen schauen kann.
Innenausstattungen von Gemütlich bis Hochmodern erspähen wir, völlig unabsichtlich natürlich😉
Im Servicehaus sind absolut saubere und heiße Duschen, diese nutzen wir sehr gern!
Irgendwie muss es “In“ sein, eine Runde mit dem Auto durch den Hafen zu drehen. Von morgens bis spät abends fahren die Schweden ihre Runde. Das stört uns nicht, eigentlich ist es schön zu sehen, dass Jung und Alt mal was Gemeinsam haben und es sind nicht nur immer die Jungen, die auf den Eisflächen mal die Räder durchdrehen lassen.
Weihnachten! So entspannt war es lange nicht mehr. Ich bin eh eher der Grinch, deswegen passt mir das so ganz gut! Wir laufen ein großes Stück über die Hafenmole und durch die Stadt. Zucchiniburger als Weihnachtsessen, einfach lecker die Dinger, mit viel Knoblauch, ist doch klar!
Wir machen bei der schwedischen Tradition nicht mit und schauen keine Trickfilme am Abend. Wir sind müde und machen früh die Augen zu.
Am ersten Weihnachtstag drehe ich auf dem Parkplatz noch die Spikes in die Reifen. Funktioniert echt gut, nach knapp zwei Stunden sind etwa 450 Spikes versenkt. Da guckt man immer, dass man sich nix in die Reifen einfährt, hier schraubt man absichtlich was rein, nee, nee!
Auf der Fahrt Richtung Mora begegnen uns Holz LKW´s und andere Transporter. Schweden steht auch an Feiertagen nicht still. Die Supermärkte haben geöffnet, für uns etwas komisch, hier läuft es halt so.
Unseren fokussierten Platz erreichen wir nicht mehr im hellen. Die Straßen sind zum Teil komplett vereist, das Spike eindrehen hat sich ausgezahlt. Was würden die Deutschen bei solchen Straßenverhältnissen schimpfen und rumschleichen. Hier fährt man die 80km/h auf Schnee und Eis ganz normal so, als ob nix wäre. Wir biegen von der Hauptstraße zu einem Wendeplatz im Wald ab. Der Weg ist komplett zugeschneit, so ziehen wir uns mit den breiten Unimogreifen eine prima Laufspur in den tiefen Schnee. Odin schleift mit dem Bauch im Schnee, wenn er aus der Spur läuft, um seine Geschäfte zu verrichten. Eine ruhige Nacht steht uns bevor und am Morgen begrüßt uns ausnahmsweise mal die Sonne. Wir laufen ein paar Meter bis zum nahen See querfeldein, unter dem bis zum Knie hohen Schnee ist das Eis nicht fest, wer da drauf geht riskiert so einiges!
Wir nutzen nochmal unsere Spur vom Unimog zurück zur Straße, um wenigstens ein paar Meter mehr zu laufen. Danach fahren dann weiter nach Falun. An der Gruva / Grube wollen wir übernachten. Der Zahlautomat vom Stellplatz funktioniert nicht, also neben dem Stellplatz auf dem Parkplatz stellen, da wo es für Wohnmobile verboten ist. Die Dusche fällt aus, denn ohne zu bezahlen bekommen wir auch keinen Eintrittscode für das Servicehaus.
Der Abendspaziergang führt uns an der Grube entlang, die von unten nach oben angeleuchtet wird. Was für ein riesiges Loch. Es ist eine alte Kupfermine, die seit dem 16. Jahrhundert betrieben wird. Aus den Abfallprodukten des Kupferabbaus wird das berühmte Rot für die typischen Schwedenhäuser gemacht, Das Gelände mit Museum ist gut beleuchtet und in den alten Gebäuden gibt es Kunst- und Silberschmieden, Beautysalons, Restaurants, in dem riesigen Herrenhaus ein Konferenzzentrum und vieles mehr. Wir laufen noch durch die alte Bergmannsiedlung bis ins Zentrum von Falun. Auch hier glotzen wir wieder in die Fenster der Häuser. Andere Stadt, gleiche Einrichtungen! Noch einmal, dann sind wir sogenannte “Experten“ für schwedische Einrichtungsstile, haha!
Die Nacht ist sternenklar und laut unserem Schätzeisen mit -12°Celsius mal ziemlich kalt! Meist ist es etwas kälter, denn der Sensor des Thermometers klebt im Fensterrahmen und wird dadurch etwas gewärmt.
Morgens knirscht der Schnee unter den Füßen, Odin läuft hervorragend. Das Licht der tiefstehenden Sonne macht den Spaziergang zu einem kalten, aber farbenfrohen Erlebnis.
Weiter geht es Richtung Küste, wir verlassen die alten Pfade. Die Küste haben wir im Sommer gemieden, denn hier waren uns immer zu viele Menschen. Wir denken das jetzt die Zeit ist, mal etwas Zeit dort zu verbringen.
Eins ist auf dem Weg sicher, es ist Winter. Die Straßen sind Eispisten, die fahren sich aber relativ gut, die Bäume hängen voll mit Schnee, so haben wir uns das vorgestellt.
Auf einem Campingplatz mit einem ehemaligen Deutschen als Besitzer, verbringen wir zwei Tage, um mal zu duschen und die erste Maschine Wäsche durchzulassen.
Denn weiter im Norden sind kaum noch Campingplätze geöffnet und Waschsalons sind in Schweden absolute Mangelware.
Es wird wärmer und Regen setzt ein. Ohje, gefrorener Boden und Regen. So ist es, mehrere Zentimeter Eis entwickeln sich im Laufe des Tages. Viel machen kann man bei dem Wetter eh nicht, so kümmern wir uns um die Wäsche und uns.
Laufen wird zum Risiko, selbst der kleine Allradler Odin hat hier und da seine Schwierigkeiten.
Die schwedischen Nachrichten geben für unsere Region eine Wetterwarnung raus, wer nicht muss, soll es vermeiden zu fahren oder sogar zu laufen.
Nachts zieht es wieder etwas an und wir machen uns spät Mittag auf den Weg nach Söderhamn. Am Hafen wollen wir einen Stellplatz anfahren.
Der Weg über die Bundesstraße läuft gut, aber alles rundum ist komplett vereist. Im Jula Baumarkt kaufen wir uns Spikes für die Schuhe, ohne die geht gar nix mehr. Die Plätze und Wege sind zwar gestreut, die Steine versinken aber im Getauten und frieren dann mit ein.
Das Gaspedal oder auf Fachdeutsch, Fahrpedal hängt, der Unimog läuft mit hohen Umdrehungen im Stand und weil man ihn durch Dieselentzug stoppt, entweder Gaspedal zurückziehen oder Stoppknopf drücken, gerade passiert da mal gar nix. Also abwürgen im Gang und Bremse. Das Gestänge braucht Schmiermittel, bekommt es aus der Fettpresse und siehe da, geht wieder.
Alt und Jung laufen mit Spikes ganz normal am Hafen entlang, Jogger gibt es auch. Es ist rundum schön weihnachtlich geschmückt, nicht so wie bei uns, wo man ja angehalten wurde Energie zu sparen und auf die Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten.
Der Hafen, die angestrahlte Brücke und die angrenzenden Häuser leuchten wunderschön in der Nacht.
Wir fahren weiter zum Skuleskogen Nationalpark. Auf den Nebenstrecken liegt noch immer ein Eispanzer auf den Straßen. Je weiter wir fahren, desto mehr Schnee ist wieder zu sehen. Auf dem schön verschneiten Nationalpark Parkplatz stellen wir den Motor ab. Nach einem deftigen Hähnchenauflauf laufen wir mit Odin den Zufahrtsweg zurück, er ist gut gelaunt und schnappt sich immer ein Maul voll Schnee. Der Versuch es durch ein „Nein“ zu unterbinden scheitert, er schnappt sich dann direkt die nächste Ladung und flitzt los!
Mehr als drüber zu lachen und es einfach laufen zu lassen bekommen wir nicht hin. So frisst er gefühlt aber nur noch die Hälfte.
Die Nacht ist stürmisch, der Unimog schaukelt, die Leiter klappert in ihrer Befestigungsschiene durch die Bewegung. Das nervt die ganze Nacht und etwas unausgeschlafen brechen wir die Nachtruhe gegen halb sechs ab.
Sonne, Yeah! Wir versuchen mit Odin in den Nationalpark zu laufen. Das wird nix, er bricht in der zum Teil verharschten Oberfläche ein. Seine Beine sind zu kurz, er liegt auf und kommt nicht weiter, in dem Pulverschnee darunter findet er keinen Kontakt. Wir müssen ihn rausheben und wieder in die schmale Spur der Wanderer stellen.
An manchen Stellen ist der Schnee bis zu einem Meter tief, wir bringen ihn in die warme Kabine und laufen nochmal ohne ihn in den Park. Der Weg ist beschwerlich, jeder Schritt muss mit Bedacht gesetzt werden. Laufen und gucken ist nicht.
Was wir gelernt haben: Am Aussichtspunkt machen wir eine Fika, Zimtschnecken und Tee. Läkka!
Als wir wieder zurückwollen, kommt eine schwedische Familie und die zwei Zwerge mit knallroten Wangen, rufen mit breitem Grinsen im Gesicht: Fika, Fika!
Am Abend meldet die App: Polarlichter im Anmarsch!
Mit meinem alten Angelanzug stelle ich mich bei zweistelligen Minusgraden gut zwei Stunden in die Kälte. Der Anzug wärmt hervorragend und ein paar schwache Polarlichter gibt es zur Krönung. Der Mond strahlt hell, es ist richtig schön.
Das neue Objektiv lässt unglaublich viel Licht rein, ich kann jetzt taghell mit Sternen auf ein Foto bringen. Viel üben und probieren!
185Ah von 200Ah Batteriekapazität sind nach zwei Tagen aufgebraucht, wir müssen los, um die Batterien während der Fahrt zu laden, der Strom ist sonst gleich weg.
Die Fahrt zum Björnlandet Nationalpark führt uns durch eine zugeschneite Landschaft, Bäume und Häuser sind mit einer dicken Schneeschicht überzogen. So haben wir uns den Winter vorgestellt. Gerade angekommen, wird es schon wieder dunkel.
Es ist hier so kalt, dass bei der kleinen Runde mit Odin, der Rotz in der Nase friert! Mein Bart ist in kürzester Zeit ein Eiszapfen. In der Nacht vereisen Fenster und Tür innen an den Rändern, trotz 23 Grad in der Hütte.
Hier zeigt einem der Winter, wer hier das Sagen hat!
Morgens begrüßt uns die Sonne und eine eiskalte klare Luft. Der Schnee knirscht unter den Füßen, man hört immer wieder ein Knallen aus dem Wald, ob das die Bäume sind, die beim Frost platzen? Gehört und gelesen habe ich davon, kann es aber nicht hundertprozentig sagen, ob das Knallen das ist!
Ansonsten ist es total still, die Eiskristalle fliegen glitzernd durch die Sonnenstrahlen, ein wunderschöner Ort und Moment!
Genug geträumt, die Realität holt einen schnell wieder ein. Der Schnee vorn unter dem Unimog ist grün, wir verlieren Kühlflüssigkeit. Ich drehe die Schellen nach, sie sind lose, als ob der Frost sie gelöst hätte.
Oh man, er Unimog gibt einfach keine Ruhe.
Auf dem Weg zurück zur Küste kaufen wir im Biltema einen Kanister Kühlflüssigkeit, von dem direkt 3 Liter im Kühlsystem verschwinden. Ist wohl schon länger undicht!
Wir erreichen den Stellplatz direkt an der Ostsee im Hellen. Gern würden wir den bezahlen, können aber mit Swish nicht zahlen und das Restaurant indem man zahlen könnte, hat geschlossen. Swish ist Bezahlsystem, funktioniert aber nur mit einem schwedischen Konto!
Boris fragt einen Schweden, wo man noch zahlen könnte. Er wohnt in einer der Hütten und will den Besitzer verständigen. Abends kommt er noch zu uns und wir unterhalten uns eine gute Stunde miteinander. Wir geben ihm das Geld für die Nacht, er will es weitergeben.
Morgens tropft es beim Kühler, jetzt nervt es aber. Auch hier ist eine Schelle lose. Der Kühler und die Standheizung sind seit 3 Jahren eingebaut und warum jetzt die Verbindungen sich lösen?
Weiter nach Norden oder ins Landesinnere?
Wir nehmen das Landesinnere, denn wir trauen dem Unimog nicht mehr, zudem ist die Kälte auch beim Fahren präsent. Die Heizung vom Unimog schafft es nicht, bei mehr als minus 15 Grad, es warm zu bekommen. Nach 2 Stunden fahren frieren wir, trotz dicker Kleidung.
Hinten in der Hütte ist es schön kuschelig warm!
Hier ist Winter und das mal so richtig! An die vereisten Straßen gewöhnen wir uns immer mehr, bis auf Bremsen ist doof. Die Räder stehen sofort und die Fuhre fährt unkontrollierbar weiter. So ganz ohne ABS wie früher, da musste man echt defensiv fahren, Stotterbremsen mit dem Fuß, so machen wir das natürlich auch.
Dick verschneit stehen die Fichten und Birken, zum Teil bis auf den Boden durchgebogen am Wegesrand. Es wird allmählich wärmer, wir frieren nicht mehr beim Fahren. Wir wollen zum Hällingsfallet, der Weg ist zu weit, wir stellen uns zum Übernachten einfach an den Straßenrand. Mit zum Teil mehr als 50cm Schneehöhe trauen wir uns nicht irgendwo reinzufahren, denn der deckt alles ab, Gräben und Stämme sehen ebenerdig aus, sind sie aber nicht.
Für den Schneepflugfahrer binden wir noch die Warnweste an unsere Einstiegsleiter, nicht dass die morgen fehlt. Es schneit und schneit, gut 15cm Neuschnee bekommen wir in der Nacht.
Der Weg zum Hällingsfallet ist nicht geräumt. Es ist und zu gefährlich die 8 Kilometer nicht geräumte Piste zum Wasserfall zu fahren. Eine gut 12 Prozent Steigung kommt auch noch, so drehen wir am unteren Parkplatz um und fahren weiter nach Strömsund. Sicher, hier hätten wir eine sehr ruhige nacht verbracht, laufen wäre aber unmöglich geworden, der Schnee liegt kniehoch. In Strömsund übernachten wir auf einem Rastplatz. Nix besonderes, ein Stadtrundgang am Abend, berauschend ist Strömsund nicht.
Weiter geht es Richtung Östersund, der Stellplatz in Östersund direkt an den Bahngleisen gefällt mir gar nicht, also weiter Richtung Tannäs.
So viel Schnee haben wir nur in den Alpen auf mehreren tausend Metern Höhe gesehen. Alles ist dick verschneit, selbst die Stümpfe auf den abgeholzten Flächen oder andere Strukturen kann man nicht mehr erkennen. Ich entdecke 3 Elche an einer Böschung, das erhellt die anstrengende Fahrt. An der Straße liegen mehrere Skigebiete und zur Dunkelheit kommt auch noch ungewohnt viel Verkehr.
Entnervt bleiben wir an einem offiziellen Stellplatz an einem Flugplatz stehen. Dusche gibt es leider keine, bezahlen muss man wieder mit Swish, den Code für die Dusche bekommt man über einen Anruf. Das ist bei einer Bandansage auf Schwedisch wenig erfolgsversprechend für uns.
Die Nacht ist ruhig und am Morgen hören wir ständig Autos hupen. Der Grund ist schnell gefunden, eine Herde Rentiere läuft auf der Straße rum und lutscht das Salzige Zeug vom Asphalt. Wir machen ein paar Fotos und fahren weiter.
Da sind ein paar Zentimeter Schnee dazu gekommen, auf den abgeholzten Flächen erkennt man keine Stümpfe mehr. Die Bundesstraße 311 ist im Sommer ein Traum. Normal nehmen wir den Flatruetvägen noch mit dazu, der ist aber geschlossen. Auf der Hochebene werden Unmengen Schnee inklusive eines starken Windes herrschen, er öffnet erst wieder im Juni.
Die 311 ist auch im Winter ein Traum, so stellt man sich eine Winterlandschaft vor.
Die Bäume Schneeverhangen und die Sonne kommt ein ganz klein wenig hervor.
Wir parken auf einem gut geräumten Parkplatz und es fängt wieder an zu schneien.
Unterwegs halten wir kurz und fragen einen BMW-X5 Fahrer, ob wir ihn aus dem Graben ziehen sollen. Er winkt ab, Hilfe wäre auf dem Weg! Der Schneeschieberfahrer schiebt über den Fahrbahnrand hinaus stellen wir fest, dadurch ist er BMW von der Straße abgekommen. Im Sommer haben wir gesehen, dass die Schweden einfach den Belag auf den alten Belag asphaltiert haben. Der Rand wurde etwa 15cm zusätzlich zum alten Absatz mit Kies angeschüttet, die Straße ähnelt einem Bahndamm.
Das uns das Ganze am nächsten Morgen zum Verhängnis wird, hätten wir nicht gedacht.
An einer Steigung denke ich, fahr weit rechts, wenn dir hier was entgegenkommt, wird es eng. Schwupp, erst vorn dann hinten rutscht man einfach, den wie vorhin beschrieben angeschütteten Kiesstreifen runter bis zur natürlichen Böschung. Die spiegelglatte Straße bietet den Reifen keinerlei Halt. Weiter die Steigung hoch geht es nicht, also etwas zurück, wie soll es sein, die natürliche Böschung wird steiler, der Unimog legt sich weit zur Seite!
Was machen, Schnee wegräumen, nochmal vorwärts versuchen?
Schnee habe ich beiseite geräumt, alles, was zum Vorschein kommt, war eine gefrorene Böschung, eigentlich unmöglich da rauszukommen.
Der Unimog steht auf der innersten Stollenreihe der Reifen, es bildet sich kein Wulst mehr beim Vorderreifen auf der Karkasse. Hinten drückt sich die Karkasse noch etwas.
Nochmal Versuchen rauszufahren und die Gefahr einzugehen das er kippt?
Das ist es nicht wert. Ein Schwede hält, er ruft für uns den Abschlepper an, denn bei Bandansagen wären wir doch wieder aufgeschmissen gewesen.
Nach zwei Stunden kommt der Abschlepper und mit der Winde zieht er den Unimog den vereisten Absatz hoch.
Klar ist man paar Euro ärmer, die Versicherung hat uns aber beim Einreichen der Rechnung bestätigt es zu übernehmen.
Der Abschleppfahrer erzählt uns, dass sie einen neuen Schneeschieberfahrer haben, der über den Rand schiebt und er deswegen ein sehr volles Auftragsbuch hat. Ach, arbeiten wohl zusammen, Haha!
Ok, alle vier Räder stehen wieder auf Eis, fahren wir weiter zum Fulufjället Nationalpark.
Was für eine irre Landschaft, Sommer, Herbst und Winter waren wir jetzt hier, es ist einfach immer wunderschön.
Auf dem Nationalparkparkplatz ist Camping verboten! Tse, im Sommer ok, im Winter ignorieren wir das mal, wir wollen morgen zum Wasserfall.
In der Nacht fotografiere ich noch schwache Nordlichter, dann zieht es sich zu und es schneit ausnahmsweise mal wieder!
Den Weg zum Wasserfall müssen wir ohne Odin machen, das schafft der in dem tiefen Schnee nicht. Der Weg lohnt sich, wenn man den Wasserfall sehen würde. Leider weht es vom Fjäll den Schnee herunter und die Sicht ist versperrt. Trotzdem, die Bewegung tut richtig gut, allein deswegen lohnt es sich!
Wir fahren weiter Richtung Süden, und hoffen etwas mehr Möglichkeiten zum Laufen zu bekommen.
Eis und noch mehr Eis, es taut und friert. In Filipstad schneit es nochmal auf das Eis, also sieht man das Eis nicht mehr. Es ist aber da und beim Fahren oder Laufen spürt man es. Glätte wird in Huuups gemessen, je länger das Huuuups, je glatter das Eis. In Nusnäs besuchen wir die Dalarnapferdeherstellung. Wir shoppen uns durch den Laden, Merchandising vom Feinsten!
Weiter über Eisstraßen sind wir wieder in Mariestad am Hafen. Hier drehen wir die Spikes aus den Reifen, Boris hilft mir dabei. Die Duschen sind wieder blitzblank, heiß duschen mit viel Wasser ist schon was Tolles!
Von hier an geht es wieder schnell, Südschweden ist zwar eisfrei, trotzdem sind wir nicht mehr im Auszeitmodus. So doof wie es klingt, gerade würden wir am liebsten direkt ohne Zwischenstopp nach Hause fahren!
Nach den Wochen Grau in Grau, Regen und Schnee, Wind und Sturm, vielen Stunden in der Hütte, sind wir es leid. Die paar Sonnenstunden oder ruhiges Wetter waren sehr schön, aber auch sehr selten. Skandinavien halt, wer Sonne will, muss in den Süden.
Der Auszeitmodus ist seit Oktober eh nicht mehr wirklich da und wir fahren mehr oder weniger schweigsam über Dänemark nach Deutschland.
Auf dem See in Dänemark versammeln sich Gänse, Enten, Schwäne und die Adler sind auch unterwegs. Sommer wie Winter, ist er für Vogelfreunde ein Traum.
Nächster Stopp in der Heide. Hey, die Sonne ist da, Odin läuft sehr gut und wir freuen uns über jeden gelaufenen Meter. Das tut richtig gut!
Es beginnen die letzten Kilometer auf Deutschland längster Offroadpiste bis nach Hause. Die A7 in Höher der Heide bis nach Hannover ist auf der rechten Spur ein nerviges Grauen. Bei jedem der tausend Absätzen auf der Betonpiste rappelt irgendwas im Takt vor sich hin. Eins beseitigt, meldet sich das Nächste.
Zu Hause angekommen räumen wir unsere Sachen aus. Das war es dann jetzt!
Unsere Langzeitreise ist zu Ende, wir wollen noch ein paar Ziele in Deutschland anfahren, mehr wird es aber nicht werden!
Fazit:
Wintercamping geht, ist aber anstrengend.
Der Winter in Lappland ist superschön!
Dicke, gut wärmende Kleidung ist “überlebenswichtig“.
Es ist, oder war ein Roadtrip.
Die Möglichkeiten zu Laufen oder sonstiges sind sehr beschränkt.
Mit Schneeschuhen oder Langlaufskiern ok, wenn der Hund da mitkommt. Odin ist dazu nicht geeignet.
Husky touren, Skidoo fahren oder Sonstiges sind sehr teuer, der Preis ist berechtigt, aber hätte unser Monat Budget weit geknackt.
Zudem macht, je weiter man im Norden ist, einer um 10 Uhr morgens erst das Licht an und um halb Drei das Licht wieder aus.
Klar wussten wir das, es zu erleben ist aber was ganz anderes, als es zu lesen.
Landschaftlich ein Traum, alle die sich Winter wünschen, Fahrt nach Lappland, fühlt ihn und schaut ihn euch an, so einen Winter gibt es hier in unseren Breitegraten nicht mehr, auch wenn ihn sich einige “herbeikleben“ wollen.
Wir können es jedem nur empfehlen, es einmal gemacht zu haben, ein unvergessliches Erlebnis. Februar, März eignen sich wegen höherstehender Sonne besser.
Unser Plan für nächstes Mal: Reiseroute planen, Hütten oder Hotels anfahren und dort Aktivitäten nach Geschmack mitbuchen. Mit Glück ist das Wetter offen und die Polarlichter sind am Himmel.
Frei fahren/stehen, lasst es besser. Es sind nur wenige Parkplätze geschoben, viele Campingplätze sind geschlossen, Nebenstraßen sind auch mehr oder weniger gut geräumt.
Wer so eine Frostbeule und tiefergelegten Hund hat, dem bleiben nur Städte zum Laufen, alles andere geht durch zum Teil Hüfthohen Pulverschnee, da waren wir raus!
Spikes sind ein Muss, die Straßen sind oder werden zu Eispisten, die Schweden fahren 80 wenn da 80 steht. Ohne Spikes ist man ein Verkehrshindernis und jeder Meter ohne strengt unnötig an. Wir haben Bestgrip Spikes selbst eingedreht, funktioniert sehr gut. Man kann sich die auch bei einem Däckservice in dazu geeignete Reifen setzen lassen.
So, das war´s!