Reiseblog 2022-2023 1.Das Baltikum
53 Reisetage, Länder: Deutschland, Polen, Litauen, Lettland, Estland
62470km-67232km = 4762km
89 Kilometer Tagesdurchschnitt
Tag 53. 16.07.2022 67133km-67232km, letzter Tag Estland
Mit einem guten Frühstück starten wir in den Tag. Odin ist bei den Temperaturen unter 20 Grad recht munter, wir freuen uns das er heute Morgen gut läuft, um auf der Überfahrt im Unimog zu schlafen. Im Fährhafen läuft alles Reibungslos, Passport, Car Identifikation werden verlangt von der Mitarbeiterin im Schrankenhäuschen. Das berühmte Cov Zertifikat will keiner sehen. Alles ok, ab in Reihe zwölf zu den Wohnmobilen. Sieht lustig aus, der braune Unimog zwischen den LMCs und Hymers. Im Wald verschwindet er, hier ist es komplett andersrum. Eben noch einen Taler in die Tasche für den Fährmann stecken. So irgendwie war das doch, denn der bringt dich auf die andere Seite, gell! Gefangen auf tausenden von Tonnen Stahl. Grausam, wir sind beide keine guten Seefahrer, die vielen Menschen, aus jeder Bar, Geschäft, Restaurant… klingen verschiedene Lieder, gemischt mit den vielen Stimmen, nein, nix für uns. Das Bauchgefühl und die Gedanken sind eh bei Odin, in dem dunklen Laderaum. Wir haben ihm das Licht in der Kabine angemacht, keine Ahnung wie es ihm geht, wie laut das da unten ist, schaukeln tut die Blechbüchse ja genug. Wir laufen die Blechbüchse mal ab, nichts, aber auch Garnichts spricht uns irgendwie an. Im Hafen standen noch 3 Kreuzfahrtschiffe, wir sind uns einig, die werden uns definitiv niemals sehen. Pünktlich legen wir in Helsinki an, Odin sitzt auf dem Beifahrersitz und begrüßt uns freudig, aber verpennt.
Schön, dann war die Sorge unberechtigt.
Helsinki ist eine große Baustelle, wir kriechen aus der Stadt raus. An einem Parkplatz für ein Sport und Wanderpark parken wir, etwas Schieflage aber sonst völlig ausreichend für die Nacht.
Kalt, hier ist es echt kalt, 11 Grad in der Nacht, und Regen. Tagsüber kein 20 Grad.
Der Rest vom Kontinent verbrennt angeblich gerade, Horrornachrichten, Wetterkarrten in Aschgrau, Rot und Lila wirkt wohl nicht mehr.
Ich mache so meine Scherze, ob noch jemand lebt, wenn wir wieder nach Deutschland fahren. An Hitze gestorben, an Corona, im Winter erfroren, weil kein Gas da ist, verhungert weil die Supermärkte leer sind, verarmt an Inflation. Na und, wenn noch was lebt, stinkt es zum Himmel, weil richtig waschen darf man sich ja wohl auch nicht mehr.
Wenn man diesen Abstand hat, die Nachrichten liest, da kann man echt nur mit dem Kopf schütteln und in Sarkasmus verfallen.
Tag 52. 15.07.2022, Estland
Regen und Sonne wechseln sich ab, wobei der Regen dominiert. Boris quält sich mit Kopfschmerzen rum, folglich verbringen wir den Tag mit viel Ruhe und erledigen so Kleinigkeiten in der Hütte. Mal wieder die Schränke neu sortieren, ich mache mal das Fahrerhaus sauber, der Sand vom Strand hat die letzten Winkel gefunden, Kiefernnadeln und anderes Grünzeug gesellen sich dazu. Wenn man mit offenem Fenster durch die Büsche fährt, sammelt man Allerhand nebenbei! So geht die Zeit schnell rum, morgen müssen wir pünktlich an der Fähre sein, jetzt können wir aufgeräumt Finnland begrüßen.
Tag 51. 14.07.2022 67002km-67133km, Estland
Sitzt der Hund unter Tisch und Bett, ist das Gewitter stark und fett! Der kleine Schisser, ganz im Gegensatz zu seiner Vorgängerin wird Odin bei Donner Mr.Schlotterbeck! Isis, seine Vorgängerin war durch ein Gewitter nicht aus der Ruhe zu bringen. Auf nach Tallin, Wäsche waschen, Tierarzt für die Wurmkur zur Einreise nach Finnland aufsuchen. Mit den Waschsalons sind eine einfache Sache, Wäsche rein, Waschpulver braucht man nicht, Wecker am Handy einstellen, mit der EC-Karte zahlen und während der Waschzeit eben mal den Einkauf erledigen.
Beim Trocknerlauf haben wir den Tierarzt besucht, der war mit in dem Komplex drin. Das passte alles hervorragend.
Und jetzt, mit dem Unimog nach Tallin rein zur Stadtbesichtigung. Dieses ewige schalten, beschleunigen, verzögern, auf Fußgänger, Roller und Fahrradfahrer achten, die richtige Fahrspur erwischen, das ist nicht alles andere als angenehm. Wir finden einen Parkplatz kurz vor der Altstadt. Das Wetter ist genau Richtig, um mal durch die Altstadt zu laufen. Nach anderthalb Stunden sind wir durch. Klar kann man länger, wir sind aber definitiv keine Stadtmenschen und werden es wohl auch nicht! Das was wir sehen wollten haben wir gesehen und einen Hamburger für 10,50 Euro brauchen wir auch nicht.
Nachdem wir uns aus der Stadt gequält haben, fahren wir zu einer alten russischen Raketenbasis, in der noch 3 riesige Steine liegen sollen, die die Gletscher von Skandinavien hier her gebracht haben sollen.
Wieder sehen wir zerfallene Gebäude und die Garagen oder Hallen, wie in dem Gelände von Tag 41. Nach etwas Recherche vermute ich, dass so ein MAZ 543 mit einer SS-20 Mittelstreckenrakete drauf in diese Garagen passt.
Ohje, egal was hier stationiert war, es hätte den „Westen“ in Schutt und Asche gelegt. Auf einem Vergilbten Schild zähle ich 36 Abschusspunkte. Hier drohnt keine EU Flagge am Eingang, also verfällt alles, aber auch das gehört zur Geschichte Europas. Wir könnten daraus lernen, angesichts der momentanen Situation, würde ich sagen, nee haben wir nicht! Der Platz ist zum stehenbleiben gut, die drei Steine eher witzig, ungefähr so die der Kniehohe Wasserfall.
Tag 50. 13.07.2022 66589km-67002km, Estland
Nach zwei Stunden ist die Nacht vorbei! Der Wind ist weg, er kommt jetzt mehr vom Festland her und hat einen beisenden Geruch dabei. Es stinkt nach Öl oder Teer, richtig extrem, dagegen ist der Geruch einer arbeitenden Teermaschine eine Blumenwiese. Wir schauen ob wir irgendwo was sehen können, naja, unter einer Steilküste ist das schier unmöglich. Auf der Ostsee sehen wir nix. Oben auf der Steilküste lag ja genug Unrat rum, ob da was brennt?
Da wir nur die steile Auffahrt aus Ausweg haben, verstauen wir zügig das rumstehende Zeug und fahren konzentriert aber ohne Komplikationen den steilen Weg wieder hoch!
Die ganze Gegend stinkt, ein paar Kilometer weiter verschwindet der Geruch. Ab in den Wald, irgendwo einen Platz finden, weiterschlafen wäre ein Traum. Wir fahren an einem Werk mit vielen hohen Schornsteinen vorbei, dann kommt dieser Gestank wieder in unsere Nasen. Die Schieferölfabrik von Kotha Järve, die angeblich sooo umweltfreundlich sein soll, verbreitet diesen Gestank. Wir bezweifeln die Artikel zur Umweltfreundlichkeit und schließen uns eher einer Reszission an: „Unsichtbarer Horror!“
In einer Nische bleiben wir stehen und legen uns direkt hin. 5:30Uhr 2 Autos parken neben uns, ein paar Männer unterhalten sich, verschwinden dann aber im Wald. Zig Kilometerlange
Waldwege, natürlich müssen wir da parken, wo die Leute auch hinfahren. Also allein ist man im Baltikum wie schonmal geschrieben nirgends oder halt nur sehr, sehr selten.
Mittags brechen wir auf, fahren kurz einkaufen, um dann weiter zu dem Waldstück von Tag 42 zu fahren. Wir haben keine Lust mehr zum Stellplatz suchen, genug Estland, es wird Zeit für das nächste Land.
Beim Barfußlauf mit Odin finden wir Pfifferlinge, schickt nicht für eine Pfanne voll aber immerhin, der Regen hat auch was Gutes!
Tag 49. 12.07.2022 , Estland
Ein Tag am Strand, mehr gibt’s heute nicht zu berichten. Einfach großartig, Wetter trocken aber echt windig! Essen, Trinken ausreichend, keine Wünsche offen! Mr.Ratte nimmt langsam Form an!
Tag 48. 11.07.2022 66813km-66859km, Estland
Hierbleiben oder weiterfahren? Mit etwas Recherche in Google Earth finde ich einen Platz an der Ostsee. Ist ja nicht weit, Risiko!
Die Anfahrt oder besser gesagt Abfahrt kurz vor dem Platz ist echt steil und gerade breit genug für den Unimog. Scharfe Steine lauern am Wegrand, um die Reifenflanken aufzuschneiden, also volle Konzentration auf dem Weg nach unten.
Boris hat schon Sorgen, ob wir jemals wieder da hochkommen?
Der Weg hat sich gelohnt, allein stehen wir direkt an der Ostsee. Eine Art Anleger aus riesigen Betonlöcken. Von der See seit Jahren stetig bearbeitet, trotzen sie mit Spuren den Wellen. Wir denken, dass es auch wieder was Militärisches gewesen sein könnte, diesmal weiß selbst Google nix.
Hier und da kommt mal ein Badegast, man grüßt sich, ganz im Gegensatz zu Lettland oder Litauen, aber jeder macht so sein Ding, Platz zum Ausweichen gibt es hier ja reichlich!
Der Wind ist recht kräftig, die Wellen bearbeiten mit Wucht und viel Lärm die Betonblöcke.
In den gebrochenen Steinen am Ufer finden wir versteinerte Muscheln und Schnecken. Eine weiche Schicht blauer Ton durchzeiht die zerklüftete Steilküste, sowas haben wir auch noch nie gesehen.
Der Strand ist voll von neuartigen Eindrücken. Ebenso oben auf der Steilküste, dort gibt es wieder viele zerfallene Gebäude und Betonierte Runde Pfosten, die zu vielen Spekulationen anregen, was das wohl mal war!
Abends treibt uns der kalte und stetig zunehmende Wind schnell in die Hütte. Zum Sonnenuntergang fotografieren doch nochmal kurz raus.
Tag 47. 10.07.2022 , Estland
Die Sonne scheint, wir packen die Liegestühle aus. Heute ist Backtag, ein frisches Brot aus dem Omnia und Nussecken stehen nach einiger Zeit auf dem Tisch. Boris fängt ganz klassisch Mr.Ratte mit der Hand an zu nähen. Mr.Ratte hat sie sich in Stoffbahnen mitgenommen, für lange Tage. Hier in der Sonne macht ausschneiden und zusammennähen sichtlich Spaß.
Nach mehreren verzehrten Nussecken verschiebt sich unser Grillabend weit nach hinten, trotzdem landet wieder eine Familienpackung Hähnchenflügel auf dem Grill.
Bei uns habe ich noch nie Hähnchenflügel zum grillen gesehen, im Baltikum finden wir sie in allen möglichen Variationen eingelegt oder ohne Marinade. Sind echt lecker!
Tag 46. 09.07.2022 66777km-66813km, Estland
Heute wieder auf schleichender Erkundungsfahrt. Ein wenig befahrener Feldweg, der zwei endlos erscheinende Wiesen trennt, weckt unser Interesse. Klar, der will regelrecht gefahren werden! Gut durchgeschüttelt fahren wir ihn bis zum Ende durch, hier ist der neue Stellplatz beschließen wir einstimmig.
Nach dem vielen Wald ist so ein Wiesenplatz mit Weitblick sehr schön.
Wir bauen das Mückenzelt auf und machen uns mal wieder Tortillas auf dem Gasgrill.
Bis auf ein Reh und einen Fuchs sehen wir keine weiteren Tiere.
Tag 45. 08.07.2022 66726km.66777km, Estland
Das Wetter ist bescheiden, wir frühstücken in der Hütte und schleichen mit dem Unimog über die ewig geraden Waldwege. Weiterhin nix zu sehen. An der Ausfahrt zu Landstraße läuft ein Marderhund über die Straße, sehr dürr und klapprig. Ich steige aus und folge ihm, er liegt im Graben und macht keine Anstalten zu flüchten. Der kleine Kerl ist mit Zecken übersäht, ich lass ihn einfach in Ruhe und der Natur ihren Lauf, welcher das auch immer ist!
Wir finden einen abgelegenen Platz in der Nähe eines Sumpfgebiets. Extremtest für den Thermacell, was sollen wir sagen, absolut. Wir essen draußen ohne Mückenzelt, pflücken Heidelbeeren, alles ohne Mücken. Außer die Satellitenbremsen, die hält der Thermacell nicht fern. Diese Kackviecher kreisen wie Satelliten um den Kopf und machen einen wahnsinnig.
Mit Odin laufen wir Barfuß über den Geschotterten Weg, alter Falter, geht aber zum Teil echt schmerzhaft. Rückweg mit den mitgenommenen Schuhen!
Es wird nachts empfindlich kühl, wir beenden den Abend mit Gänsehaut und verkriechen uns in die Hütte.
Tag 44. 07.07.2022 66610km-66726km, Estland
Verdammt, der Wassertank ist leer! Das waren über 10 Tage mit 180 Liter Wasser, Zeit weiterzufahren. Ich hatte vor 3 Tagen geschrieben, das wir auf der ganzen Reise noch keinen Platz hatten, wo keiner vorbeigefahren ist, dieser war der Erste!
Nach einem ordentlichen Regenschutt verstauen wir unser Zeug, duschen mit den letzten Litern nochmal und fahren los. Den kleinen Dieseltank machen wir schonmal voll, in Finnland ist der Liter Diesel mit 2,20Euro ca. 20 Cent teurer. An den Cirkel-K Tankstellen gibt es immer eine Wasserzapfstelle, dort füllen wir unseren Bruchwassertank auf.
Heute behalte ich die Nerven, Kilometerlange schnurgerade Waldwege und keine 12m² für den Unimog hinzustellen zu sehen. Dann endlich ein frisch geschobenes Stück am Ende des Entwässerungsgrabens, das beschlagnahmen wir. Es soll viel Regnen in den nächsten Tagen, bei dem Lehmboden wäre es wahrscheinlich fatal dort bei nassem drauf zu fahren, noch ist es einigermaßen trocken, also mit eingeschaltetem Allrad einparken.
Warum mit Allrad? Weil beim Unimog der Allrad nur greift, wenn die Räder sich drehen, steht also die Vorderachse, kann man zwar den Schalter für den Allrad umlegen, sodass der Allrad eingeschaltet wäre, der „Riegel“ springt aber nicht mechanisch ein, damit die Vorderachse mit antreibt. Ebenso ist es bei den Sperren, damit alle 4 Räder zu 100% antreiben. Die Sperren funktionieren auch nur, wenn die Räder sich drehen, auch hier muss der Riegel mechanisch einrasten, was nur passiert, wenn die Räder sich drehen. Folglich muss man sich beim Unimog vorher immer überlegen, mit welcher Stellung, ohne Allrad, mit Allrad oder voll gesperrt, man das Gelände befahren will.
Der Boden hier ist lehmig, also das Schlimmste was es an Untergrund gibt, wenn es nass wird.
Hier stehen wir im Hauptbärengebiet von Estland, Kackhaufen auf den Wegen gibt es reichlich, mal schauen, ob wir einen sehen.
Nach einem kurzen Regenschauer laufen wir mit Odin eine Runde, außer 2cm Lehm unter den Schuhen war nix los.
Tag 43. 06.05.2022, Estland
Der Platz lädt natürlich zum stehenbleiben ein, es regnet zwar ab und zu, trotzdem sitzen wir unter der Markise im Mückenzelt und vertreiben uns die Zeit. Heute habe ich was Neues ausprobiert. Ich laufe seit letztem Jahr in FiveFingers Schuhen. Dieses Jahr fast nur noch, also warum mal nicht ganz ohne. Der erste längere Spaziergang Barfuß, bei verschiedensten Untergründen, naja, Grobschotter war keiner dabei, aber Kiefernzapfen! Erster Tag, komplett ganz ohne Schuhe. Ungewöhnlich!
Tag 42. 05.05.2022 65545km-66610km, Estland
Weiter geht’s, den dunklen Ort verlassen wir gegen Nachmittag. An einer Moorlandschaft machen wir halt, den Rundweg wollen wir laufen. Nach gut einem Kilometer, fällt der erste Regentropfen, kurz drauf der Rest! Klar, das meiste fällt daneben, die Tropfen waren gefühlt ein Schnappsglas groß, die Kamera unterm T-Shirt rennen wir zum Unimog. Durchnass, aber wirklich durchnass trocknen wir uns, ziehen uns frische Sachen an und sind beruhigt, dass die Kamera es überstanden hat.
Den Weg sind wir nicht mehr gelaufen!
An einem Wasserfall, die Bezeichnung ist eine Frechheit, ca 70cm tief fällt das Wasser, halten wir an und sehen noch ein Viadukt aus 1927 mit dem verrosteten Rest der Wasserturbine.
Und wieder geht es los, Ätzland und seine Wege. Kurz vor einem Nervenzusammenbruch finden wir einen wunderschönen Platz auf einer Lichtung.
So stelle ich mir „schöner stehen“ vor!
Abends kommt eine Elchkuh mit ihrem Nachwuchs auf die Lichtung. Sie ist sehr Aufmerksam und der oder die Kleine weicht ihr keine 10m von der Seite. Sehr schön den Zweien zuzuschauen.
Tag 41. 04.07.2022, Estland
Stillstand ist angesagt, bevor ich aus Frust die Fähre umbuche, damit ich endlich dieses nervende Land verlassen kann. Es ist frisch geworden, wir erkunden die Gegend. Wir finden alte Unterstände, eine Art 10m tiefe Garage, komplett bewachsen. Drinnen liegt Messerdraht, die Gegend, in der wir stehen ist im Maps.me rot schraffiert, es muss ein altes Militärgelände sein. Abends ballern, Quads, Motocrosser und Geländewagen die Wege entlang. Wir haben noch keinen Platz gefunden, wo nicht irgendwelcher Verkehr ist.
Tag 40. 03.07.2022 66410km-66545km, Estland
Tallin! Heute nutzen wir die Stadt, um in große Märkte zu gehen. Großartige Auswahl haben die, sogar eine Vegane Theke mit fetten Preisen. Gnocchi, Tortellini, Cappuccino und weitere Sachen fehlen uns aber. Ein Monstermarkt aber irgendwie doch seltsam.
Dann eben halt doch in den Lidl, dort finden wir die fehlenden Sachen. Komisch, ist doch nix Außergewöhnliches. Sauce Hollandaise haben wir seit Polen nicht mehr gesehen.
In einem Baumarkt kaufen wir den Thermacell, soll gut sein gegen Mücken. Ersatzpatronen haben die nicht, also tiefer in die Stadt in einen Angelladen, die haben keine Geräte aber Ersatzpatronen. Glück gehabt!
Dann geht es wieder los, langsam nervt es, Kilometer über Kilometer, man findet keine halbwegs schönen Plätze. Klar für eine Nacht gibt es genug, da sind wir auch anspruchslos geworden. Wir finden was, so wirklich zufrieden bin ich nicht, also nochmal los, nach mehreren Kilometern fahren wir zurück.
Wir stehen an einem Fluss, wieder so ein brauner, lehmiger, fast stillstehender Bach oder Fluss. Rundum Wald, es kommt kaum Sonnenlicht auf den Boden. Naja, könnte schlechter sein.
Tag 39. 02.07.2022 66317km-66410km, Estland
Es ist schwül, die Sonne sticht, wir sitzen im Schatten vom Unimog. Um der Sache das i-Tüpfelchen aufzusetzen, backen wir ein Brot und einen Kuchen. Jetzt glüht die Hütte. Ein frischer Wind mit Wolken zieht auf, es wird langsam angenehmer.
Gegen 19 Uhr fahren wir weiter. Wir fahren an einen Fluss, der Platz sah in Google Earth gut aus, dass dachten sich die Mädels und Jungs auch, Zelte, BBQ Grill, Sauna, alles da. Sie winken, dass wir kommen sollen, wir winken ab, uns ist nicht nach Party.
Klasse was die machen, machen dürfen, denn bei uns mittlerweile unvorstellbar.
Jetzt entwickelt sich Estland langsam zu Ätzland. In 95% der Wege die interessant sind steht am Ende ein oder mehrere Häuser, der Rest ist unbefahrbar. Wir drücken den Unimog schwer durch die viel zu engen und zugewachsenen Wege, die Außenspiegel klappen ab und zu ein, die Äste schleifen schwer an der Kabine lang.
Wir finden dann doch ein Notplatz, nix zum lang stehenbleiben aber ganz ok.
Tag 38. 01.07.2022 66246km-66317km, Estland
Boris hat gestern ein paar Pfifferlinge gefunden, natürlich schleicht sie heute durch den Wald. Plötzlich kommt sie aufgeregt aus dem Unterholz: Ich habe ein Tier gesehen, das ich noch nie gesehen habe! Aha, ein Tier sag ich. So groß wie ein Fuchs, aber grau und gefleckt, buschiger Schwanz und eine recht schmale Schnauze! Ameisenbär – klarer Fall, denke ich, keine Ahnung was sie gesehen hat!
Nach etwas Recherche, ein Marderhund muss es gewesen sein. Die mögen Feuchtgebiete, hier ist See und Sumpf, passt auch die Umgebung zur Beschreibung.
Da wir im absoluten Schatten stehen und die Kühlaggregate abwechselnd und fast durchweg laufen, sind unsere Batterien am Ende, von Solar kommt durch den Schatten der Baumkronen nix dazu.
Auf zum nächsten Platz, an der Ostsee finden wir auch direkt am Wasser was, klasse, bis wir in den Wind kommen. Alter Verwalter was stinkt die Brühe, da will das Frühstück aus dem Gedärm rückwärts wieder an die frische Luft. Deswegen ist hier auch niemand.
Nach gefühltem endlosen rumgegurke, finden wir eine Lichtung im Wald.
Nicht ein Traumplatz, aber eben und ein Tümpel im Vorgarten. Abends laufen uns dann noch zwei Elche mit im Bast gehüllten Geweih vor die Linse, Lichtungen sind immer ein guter Standort für Tierbeobachtungen.
Ansonsten ist hier Nichts😉
Tag 37. 30.06.2022, Estland
Die Hitze hält sich, wir haben aber eine Badewanne vor der Haustür, wo man sich eben mal abkühlen kann. Nachmittags wollen wir mit dem Fahrrad zum Nachbarsee fahren. 5 km sind das nur, wie wir später feststellen müssen, 2 km davon sind Sumpfgebiet. Diesmal nicht mit dem Unimog im Sumpf versunken, sondern mit dem Fahrrad. Das kann man wenigstens einfach rausheben, auch wenn die Füße bis über den Knöchel versinken. Sumpf mit Fahrrad ist auch doof! Nach dem Abendessen fahren wir in die angrenzenden Dünen, danach zum Dorf und durch den Wald zurück. Die notdürftig eingezäunte Schafherde, eine Litze in Kniehöhe, ist uns auf dem Hinweg mit dem Unimog schon aufgefallen. Als wir in die Nähe der Schafe kommen, starten 2 Herdenschutzhunde durch und sagen uns deutlich: Haut ab! So funktioniert Herdenschutz, denn auch hier soll es Wölfe geben!
Tag 36. 29.06.2022 65990km-66246km, Estland
Dunkle Wolken ziehen über uns her, die Luft kann man schneiden, es ist schwül, trotz des kräftigen Wind. Nach Mittag brechen wir langsam auf, versorgen uns notdürftig in einem kleinen Supermarkt, die Auswahl ist sehr dünn, Grundnahrungsmittel, mehr gibt es meist in den kleinen Märkten nicht.
Wieder steuern wir einen RMK Platz am See an, sehr schön, hier ist nix los. Der See hat einen kleinen Sandstrand, er ist warm, Hosen runter und direkt ab in die Brühe. Herrlich!
Wir sitzen im Mückenzelt und genießen den Abend.
Der Unimog steht gut getarnt zwischen den Bäumen, sodass drei Leute die wahrscheinlich zum baden gekommen sind, ihn oder uns erst bemerken, als sie vom Seeufer zurückschauen.
Tag 35. 28.06.2022 65880km-65990km, Estland
Trotz des Schattens der alten Eiche steht um 8 Uhr das Thermometer wieder auf 30 Grad im Schatten. Die Sonne heizt hier oben durch die weißen Nächte schon ein paar Stunden früher als bei uns zu Hause.
Wir packen langsam unsere Sachen zusammen, es soll Gewitter geben und die Vorräte sind auch schon arg abgegriffen. Also Wasser tanken, einkaufen und einen neuen Platz finden. Risiko, wir fahren Richtung Meer. Ein RMK Platz soll es werden, direkt an der Ostsee.
Warum macht man das eigentlich? Auf dem Platz tummeln sich schon einige Vans und Wohnmobile. Die ersten Gäste schleichen vorbei: Sowas soll der Papa kaufen? Was der wohl frisst? Da kommt man überall mit hin…. Bla bla! Ok, bleiben und sich mit den Leuten wieder über was frisst der, was kostet ein Reifen …. Unterhalten oder weiterfahren?
Der Motor brummt, im Landesinneren finden wir eine RMK Platz mit 12m² für den Unimog. Später stellt sich noch ein VW Bus dazu, die beschränken sich aber nur auf schlafen und die sauberen Toiletten. Wir Stalker, haha!
Tag 34. 27.06.2022, Estland
Die Nacht war heiß, kein Lüftchen rührt sich. 8 Uhr, 30 Grad! Der Deckenlüfter kommt zum ständigen Knurren der Kühlaggregate noch dazu. Junge, Junge, viel warm! Draußen geht es einigermaßen, es ist schwül, wir dösen so vor uns hin. In der Hitze heben wir die völlig eingestaubten Fahrräder runter. Mit etwas Flusswasser sehen sie nach kurzer Zeit wieder annehmbar aus. Trotz Plane staubt alles komplett ein. Dabei kann sich der einseitig von vorn gebräunte Minki Keks mal von hinten bräunen.
Abends wird es schnell frisch, der Nebel zieht wieder in dünnen Schleiern über die Wiesen, wir fahren nachdem wir Odin gelüftet haben eine Runde durch die Wiesen und den angrenzenden Wald.
Nach so einem Tag ohne großartige Bewegung, tut das richtig gut!
Tag 33. 26.06.2022, Estland
All inclusive! Wenn wir uns das vorstellen, Frühstück im Speisesaal, Tellergeklapper, Stimmengewirr 1000 Gerüche….
Wir sitzen bei 27 Grad unter den Ästen der Eiche im Insektenzelt. Vogelstimmen, die uns seit dem ersten aufwachen begleiten, der Wind bringt den Duft der Wiese, für kein Geld der Welt würden wir jetzt tauschen.
Gut, die Kühlaggregate müssen volle Leistung zeigen und brummen im Hintergrund vor sich hin. Ein älteres Pärchen kommt zum angeln an den Fluss, Odin grollt, er fühlt sich zu Hause und verteidigt! Der Bauer kommt einmal am Tag mit dem Quad vorbei, grüßt und rauscht durch die Wiesen davon. Ganz weit weg hat er seine Rinder stehen. Man muss aufpassen, dass man nicht einen der schönen Waldschmetterlinge erschlägt, sie wollen an den Schweiß und Mineralien, sie sitzen immer an einen, man denkt aber oft, es sei eine Bremse oder blinde Fliege und will zuschlagen.
Ich bin von vorn gar, hinten noch roh. Ich lag etwas lang im Stuhl. Schauen wir mal, wie das so wird, im Moment sieht es albern aus.
Tag 32. 25.06.2022 65780km-65880m, Estland
Grenzübertritt Estland
Die Hitze ist schon am Morgen zu spüren. Odin läuft nur um das Nötigste zu erledigen. Man findet ihn nur noch in den dunkelsten Ecken. Nix Mr. Ping, kein Ping mehr drin!
Wir wollen den Strandplatz von 2019 nochmal anfahren, zwischendurch noch unseren Wassertank füllen und die Essensvorräte. Was soll man sagen, der Strand gehört den Esten, so leer wie immer behauptet wird, ist es nun mal gar nicht. Also ab ins Landesinnere, ein Platz am Fluss soll es werden, der sieht laut Google Earth vielversprechend aus. Uralte, die Äste weit ausladend, stehen die Eichen am Fluss. Ein ca 20-50 Meter breiter Grasstreifen oder eher Überschwämmungswiesen mit unzähligen Blumenarten trennt uns vom dichten Wald. Wir parken den Unimog im Schatten einer dieser wunderschönen alten Eichen. Die Hitze wird unerträglich, im Schatten sind 35 Grad erreicht. Abkühlen im Fluss ist möglich, aber man muss zu zweit sein, denn der Lehmboden hält einen fest. Man sinkt schnell bis zum Knie ein. Mit zwei Eimern holen wir Wasser, stellen diese in die Sonne, um das Wasser zu erwärmen. Wenn man so richtig schön klebt, ist eine Dusche aus den Eimern unbezahlbar. Gut, dass wir die 0815 Akkudusche gekauft haben, die kann man überall nutzen.
Im Gegensatz zum Internet, wo ist es? Wieder haben wir einen weisen Fleck auf der Landkarte entdeckt.
Abends gibt es Gegrilltes mit Salat.
Wirklich Dunkel wird es nicht, aber mit einsetzen der Dämmerung zieht der Nebel ca 1,5m hoch einen dünnen Teppich über die Wiesen. Unheimlich, aber schön.
Tag 31. 24.06.2022, Lettland
Hier ist es so einsam, da bleiben wir glatt nochmal einen Tag stehen. Der Storch kommt wieder und schreitet den Ackerrand ab. Im Sand sind Wolfsspuren auf unseren Fußabdrücken von gestern, da waren doch zwei heute Nacht unterwegs und wir haben gepennt. Tse!
Das sind so die Plätze, wo man runterkommt, hier ist nichts, hier passiert auch nichts.
In Deutschland soll es unerträglich heiß sein, hier nimmt die Sonne jetzt auch langsam den Anlauf, das Thermometer in Richtung 30 Grad zu drücken.
Mit etwas Wind ist es erträglich.
Boris fängt auch wieder an viel zu lesen, das hat sie vernachlässigt, ich lese Berichte im Internet. So verfliegt ein Tag sehr schnell. Odin schläft die meiste Zeit.
Man verfällt in eine Art Zeitlupe, man hat auch keinen Antrieb auf Bewegung, das muss die Ruhe sein, die wir suchen!?!
Tag 30. 23.06.2022 65707km-65780km, Lettland
Ein Platz am See oder Fluss wäre toll. Gehobene Ansprüche, dann mal los. Nach mehreren Versuchen an einen See oder Fluss zu kommen, enden wir an einem Acker mitten im Wald. Die Zufahrt war gut 8 km lang, hier kommt niemand her denken wir. Siehe da, eine Stunde später, die Muddi mit ihrem Anhänger voll Gartenabfällen saust vorbei und zieht eine riesige Staubwolke hinter sich her. Zum Glück stehen wir nicht im Wind. Das war dann aber auch das letzte Fahrzeug was wir dort gesehen haben.
Ein Storch schreitet den Ackerrand ab und sucht nach fressbaren. Schwäne sitzen auf dem Acker und futtern sich die Bäuche voll. Wir laufen in der Abendsonne ein paar Schritte, sehen aber nichts an Tieren oder sonstigem Zeug, das man sich mit den ständigen Attacken der Stechfliegen und Mücken arrangieren muss.
Also zurück ins Mückenzelt, hier hat man seine Ruhe.
Tag 29. 21.06.2022, Lettland
Odin läuft nur mit gut zureden, also beschäftigen wir uns mit Brotbacken, dieses Brot benötigt mehr als 4 Stunden, natürlich nicht dauernde Zuwendung, aber es möchte in mehreren Intervallen seine Aufmerksamkeit.
Wir räumen mal wieder in den Schränken hin und her, die Lücken werden weniger, das Platzangebot besser genutzt. Nur finden tut man danach nix mehr.
Am Abend verzehren wir nach dem Eigentlichen Abendessen noch eins von den 2 frisch gebackenen Broten, einfach lägga!
Tag 28. 20.06.2022 65602km-65707km, Lettland
Nach einer recht nervigen Fahrt über viel Wellblechpisten mit Löchern, finden wir tief im Wald einen Wendeplatz. Motor aus, hier bleiben wir.
Tisch und Stühle raus, Grill aufbauen, Essen mit Salat und gerilltem Hähnchen zubereiten und nach dem Stress noch ein Schluck Wein, ist das anstrengend.
Wir lernen langsam, wie Nichtstun funktioniert.
Tag 27. 20.06.2022 65558km-65602km, Lettland
Wieder klingelt der Wecker, so sollte das nicht sein. OK, wir beschlagnahmen wieder den Container, am späten Nachmittag kommt der Werkstattleiter und übergibt uns unseren Unimog. Neue Bremsklötze vorn hat es auch gegeben, kurz noch über den Bremsenprüfstand, fertig. Dichtungen, Kugellager, Welle, Öl, Bremsklötze vorn, 1,5 Tage Arbeit alles unter 1000 Euro, hier ist die Welt noch in Ordnung.
Der Geschäftsführer hatte sich schon früh am Nachmittag von uns verabschiedet, jetzt sagen wir dem Rest auf Wiedersehen, ein Trinkgeld für die Kaffeekasse konnten wir nicht loswerden!
Der Weg führt uns zurück zu dem Platz an dem Friedhof von Tag 21, zum Übernachten ist der lang gut, morgen suchen wir uns einen neuen Platz für die nächsten Tage.
Tag 26. 19.06.2022, Lettland
Großer Stadtbummel ist angesagt, Markt und Innenstadt wollen wir besichtigen. 14 Grad und Regen, sollte besser werden hammse jesacht, wa, kommt bestimmt noch. Ja so kahm es auch, der Regen wurde mehr, der Markt war so lala, eigentlich nur Ramsch, die Essenstheken ähnelten alle, sozusagen konnte man bei 20 Verkäufern dieselben Produkte zum selben Preis kaufen, die Fischtheke war grausam, ich mag Fisch, ich angle ja selbst, nur töte ich den Fisch und lege ihn nicht lebend auf Eis. Mehr schreibe ich jetzt nicht. Wie geschrieben, Kleidung und Souvenirs, alles Ramsch.
Dann weiter in die Innenstadt. Navigieren mit dem Telefon im Regen macht keinen Sinn und nervt, man wischt die Tropfen runter, die Tour ist gelöscht, der Stresspegel steigt. Straßennamen lesen, ein Lokal finden, indem man draußen sitzen kann, denn die Räder wollen wir nicht zu lang unbeaufsichtigt lassen gestaltet sich gerade als unmöglich. Der Verkehr in der Stadt ist der Wahnsinn, sicher die Fahrradwege sind da, die Pfützen auch, ob man selbst durch die Seen muss oder der PKW nebenan, etwas durchgeweicht und genervt fahren wir zurück.
Die Hauptstadt Riga ist sehr sauber, mit dem Fahrrad oder mit einem Bolt E-Roller gut zu erkunden. Die Roller stehen und liegen überall rum. Es gibt viele Restaurants, Museen, Konzertsäle, leider waren die Außenbereiche bei 14 Grad und Regen der Restaurants geschlossen. Wir denken aber an einem schönen Sommertag kann man viele Stunden in der Stadt verbringen. Museen und sowas sind jetzt weniger für uns, aber wem es gefällt, der bekommt viel zu sehen. Die vielen Holzhäuser und die Mittelalterliche Altstadt sind auch bei Regen schön anzuschauen.
Wir kommen irgendwann bei besserem Wetter wieder.
Tja, das mit dem Restaurantbesuch war ja nix, aber der Imbiss hat offen. Wir nehmen uns wieder was mit, und wärmen und trocknen uns und unsere Sachen im Unimog.
Tag 25. 18.06.2022, Lettland
Der Kleine hat Geburtstag
Das Telefon pingt unentwegt, Danke an Alle.
Das Wetter zeigt sich mit 17 Grad und leichtem Regen von seiner besten Seite. Wir fahren vollbepackt mit den Fahrrädern zum Waschsalon. Auch das funktioniert reibungslos, geht wirklich echt gut. Auf dem Rückweg halten wir an dem gut duftenden Imbiss an und nehmen uns Döner und Pommes mit. LÄGGA!
In die Stadt fahren wir nicht mehr, das Wetter soll morgen besser sein, also feiern wir eine Party zu dritt.
Unimotors hat uns / mir noch eine Flasche Schampus auf die Treppe gestellt, eine sehr freundliche Truppe, absolut zu empfehlen.
Tag 24. 17.06.2022 65504km-65558km, Lettland
Nach dem Frühstück und einer kleinen Runde mit Odin fahren wir zur Werkstatt. Dort angekommen räumen wir paar Sachen aus dem Mog und beschlagnahmen einen Bürocontainer. Nach 3 Stunden ruft der Werksattleiter, Überraschung, es ist nicht nur der Dichtring, auch die Welle ist eingelaufen, die muss neu bestellt werden. Der Mog bleibt in der Werkstatt. Tja nun geht sie los die Hotelsuche. Alter Falter ist Riga teuer, dann noch mit Hund, ziemlich schwer was so kurzfristig zu finden. Etwas außerhalb finden wir einen Campingplatz mit Sommerhütten, da ist eine frei, der Hund darf auch mit. Der Geschäftsführer kommt und will und dort hinfahren, als er mir in Deutsch erklärt, das das ein Militärgelände war, daneben auch noch eins existiert, dort eventuell Übungen sind, also Artillerie und so, raff ich erst gar nicht, das er perfekt Deutsch spricht. Egal, wir räumen um. Seine G-Klasse wurde schnell klein, denn wir brauchen echt viel. Boris meinte, frag mal, ob wir nicht im Unimog bleiben können, erleichtert jetzt alles.
Mit dem Mechaniker überlegen wir kurz, er baut das Vorgelege mit Rad wieder provisorisch an, wir schleichen bis auf die Wiese vor der Werkstatt und richten uns für ein langes Wochenende ein😉
Wir heben die Fahrräder vom Träger und radeln bis zum Supermarkt. Voll bepackt fahren wir wieder zurück. Geht echt gut mit dem Rad und schnell ist man. Es führen viele Radwege durch Riga, die Zebrastreifen beschleunigen das Queren der Kreuzungen, schon geil!
Eine große Pfanne Tortellini mit Gemüse und Sahnesoße gönnen wir uns am Abend.
Eine Rubrik „Rezepte im Camper“ will Boris noch machen, da schreiben wir mal die leckeren Sachen rein.
Abends sitzen wir in der Sonne und sind in der Meinung, besser als der Campingplatz in der Stadt allemal, es ist ziemlich ruhig und am Wochenende durch einen Wachmann bewacht.
Tag. 23 16.06.2022, Lettland
Ruhe, wie definiert man Ruhe? Für uns ist es sehr ungewohnt nichts zu tun. Einfach rumsitzen und in die Gegend starren. Im Hinterkopf herrscht so eine leichte Unruhe: Man muss doch was machen, man kann doch nicht einfach nichts tun!
Auf einer Reise wird man je nachdem wo man steht, zum Nichtstun gezwungen.
Hier und da stören in der neu gewonnenen Ruhe ein paar Kanufahrer, die den Gauja runterpaddeln. Gegen Abend fährt ein Lieferwagen den rumpeligen Weg runter, er biegt zu der matschigen Stelle ab, ob das gut geht?
Kurz drauf steht ein junger Mann vorm Unimog und fragt nach einer Schaufel. Klar, haben wir! Ich gehe mit ihm, der Lieferwagen steht bis kurz unter der Anhängerkupplung im Matsch. Schaufeln? Probieren, etwas Matsch beiseite geräumt, versuchen wir es, nee, vergräbt sich als mehr. Boris hat schon grob im Unimog zusammengeräumt, denke wir brauchen den jetzt. Ha, die neuen Sandbleche aus Kunststoff, die probieren wir mal, siehe da, mit viel Lärm radieren sich die Bleche unter die Räder, mit einem Zug ist der Lieferwagen wieder auf trocknem Untergrund. Der Rückweg ging mit viel Geschwindigkeit gerade so!
Option Unimog war noch offen!
Die Jungs Mähten für das am Wochenende sattfindende MTB Rennen und stellten Wegweiser auf. Nur Räder ohne E dürfen teilnehmen, sehr sympathisch.
Plötzlich hüpft ein Hermelin über die Wiese und verschwindet im angrenzenden Wald, zu schnell für die zwei alten Leute und die Kamera wohnt im Unimog.
Nach dem Essen holt Boris noch was zu Trinken aus dem Mog, dann ruft sie ein Reh, nein, ein Luchs! Sie stellt die Getränke ab, öffnet die Unimogtür, die immer so laut klackt und holt die Kamera vom Sitz. Der Luchs sitzt ca 50m von uns weg neben dem Wegweiser und putzt sich, es scheint ihn nicht zu stören was wir machen. Jedoch behält er uns im Auge. Nach ein paar Fotos denkt er sich wohl, das reicht und verschwindet wie auch das Hermelin im Wald. Jetzt kommt wirklich ein Reh aus dem Wald in dem gerade der Luchs gelaufen ist, bellt oder besser gesagt schreit förmlich und mit Höchstgeschwindigkeit über den Hügel. Ob der Luchs dahinter war, konnten wir nicht sehen.
Die Werkstatt hatte sich am Nachmittag gemeldet, wir packen unser Zeug zusammen, denn morgen müssen wir früh aufstehen, etwas 1 Stunde fahrt bis zur Werkstatt, 8 Uhr erwarten sie uns.
Tag 22. 15.06.2022 65484km-65504km, Lettland
Mr. Ping muss heute rollen. Schöne weiche Pfade durch das Gelände am Gauja entlang, solche Wege liebt er. Was sollen wir sagen, Mr. Ping läuft. Es ist windig, die Bäume biegen sich über uns, plötzlich knackt es gewaltig und sehr nah. Vielleicht 15m vor uns rauscht eine dicke alte Birke mit viel Getöse ins Unterholz. Zum Glück von uns weg, zu uns hin, hätte sie uns erwischt. Huii, da steht man erstmal da, da heben wir echt Glück gehabt.
Der Weg führt zu einer alten Kirche und dem dazugehörigen Bauernhof. Ein Museum, sehr schön erhalten, sie sind wunderschön, diese alten Einstöckigen Holzhäuser mit Holzschindeln und Satteldächern. Zurück am Unimog beschließen wir einen Platz anzufahren, den wir auf Google Earth gesehen haben, nicht weit von hier, also die Option zurück ist da.
Volltreffer, Traumplatz direkt am Fluss.
Sonnenschein, es ist warm, der Kühlschrank voll, was will man mehr.
Ab und zu kommen Kanuten den sehr vollen Fluss hinuntergefahren. Einige drehen sich lustig mit den Wirbeln, die man überall sieht. Der Gauja ist sehr schnell und randvoll, kleine Weiden schauen nur mit den Spitzen aus dem Wasser. Ich denke mir in Deutschland würde man keine unerfahrenen Touris einfach mal mit dem Kanu einen Fluss mit Hochwasser runterfahren lassen. Wir zünden den Grill an, mit einer Familienpackung Hähnchenflügel, Bratkartoffeln und einem Glas Wein verschönern wir uns den Abend.
Tag 21. 14.06.2022 65286km-65484km, Lettland
Riga. Nachdem wir uns quer durch die Stadt gekämpft haben, finden wir nach 2 Anläufen die Werkstatt. Old Russian Style würde ich mal sagen. Die Gebäude stammen aus der Besatzungszeit und haben wenig bis keine Pflege seitdem bekommen. Das soll nix heißen, meist verbergen sich die besten Schrauber in diesen Gebäuden. Unser Ansprechpartner ist ein sehr netter Lette, doch so wirklich Zeit hat er nicht für die Reparatur. Er erzählt, dass viele nach Norwegen gehen, weil man dort als Mechaniker gutes Geld verdient, in Lettland dagegen weniger. So dünnt sich schnell die Mannschaft aus, denn einer zieht den anderen hinterher. Er verweist uns zu einer auf Unimog spezialisierte Werkstatt und gibt uns noch Tipps, was wir uns unbedingt in Lettland noch ansehen sollen. Schon seltsam, auch die Letten laufen an einem vorbei, als ob man Luft wäre, kommst du aber mit ihnen ins Gespräch, sind sie kaum zu bremsen und unglaublich nett.
Dann weiter durch den einsetzenden Feierabendverkehr zur nächsten Werkstatt. Das Fahren in Riga, oder generell in den Städten ist anstrengend. Unimog mit gefühlten 100 Gängen, Zebrastreifen, Fußgänger, Fahrradfahrer, E-Scooter, und was sonst noch so alles sich auf den Kreuzungen trifft, da muss man echt viel Augen haben.
Bei Unimotors angekommen, schauen die Jungs direkt was benötigt wird. Der Werkstattmeister sagt uns, Freitag oder Montag können sie die Reparatur durchführen. Er bestellt die Teile und meldet sich, sobald sie da sind.
Wir überlegen, ob wir in Riga bleiben, nee, das machen wir wenn der Mog repariert ist, wir fahren zum Gauja Nationalpark, einer der Tipps die wir in der ersten Werkstatt bekommen haben. An einem alten Friedhof aus Preußischer Zeit bleiben wir stehen. Wanderwege führen am Gauja entlang, es ist spät, das Fahren in der Stadt hat geschlaucht, wir beenden den Tag recht früh, obwohl es schon wieder recht spät ist. Man muss die Stunde Zeitverschiebung noch draufpacken.
Tag 20. 13.06.2020 65144km-65286km, Lettland
Wir trennen uns schweren Herzens von diesem schönen Platz. Jörg hat uns eine Werkstatt in Riga empfohlen, die suchen wir heute mal auf. Nicht geschafft, wir bleiben auf halber Strecke stehen, kein Bock mehr heute nach Riga reinzufahren. In einem Waldstück stehen wir und lauschen, nix, nach Tagen mit ständigem Wellengang ist es völlig ungewohnt, nur paar Vögel zu hören. Odin ist gut drauf, ein Räuberpfad zeiht sich durch den Wald, nicht weit aber für alle drei schön zu laufen, ein Reh und ein Bock rennen sehr nah an uns vorbei. Es wird abends schnell frisch, wir verziehen uns in die warme Hütte, futtern die vielen giftigen Sachen, Cracker, Salzstangen usw. die noch wertvollen Stauraum belegen.
Tag 19. 12.06.2022, Lettland
Frühstücken, zack Mittag, baden, sonnen, Sand aus der Hütte kehren, Abendessen zubereiten, zwischendurch versuchen den Hund zu bewegen. Stresst ganz schön so ein Tag am Meer. Für alle Minki´s: Es ist kein Meer, es ist die Ostsee, haha!
Tag 18. 11.06.2022, Lettland
Wir schlafen lang und bommeln so in den Tag hinein, kehren den Sand aus der Hütte, klopfen Odins Körbchen aus, räumen einige Dinge, die seit Reisebeginn unter dem Tisch stehen, in die freigewordenen Schrankplätze. Langsam fressen wir uns Lagerplatz😉
Boris backt uns einen leckeren Kuchen, die Sonne hat den ganzen Himmel erobert und wir stürzen uns in die Fluten. Wir sehen die Helikopter immer wieder in der Ferne vorbeifliegen, am Horizont auf See steht der dazugehörige Kahn, die USS Kearsarge (LHD-3), ihre Silhouette ist schnell zu googlen. Etwas weiter entfernt steht noch ein Münchner Mercedes NG, der Fahrer kommt auf einen Plausch vorbei. Na, das Übliche, Roomtour, wo war man alles schon, wo will man noch hin, ein sehr netter Zeitgenosse, der mit seiner Mutter eine Tour durch´s Baltikum gemacht hat, sie sind jetzt auf dem Weg zur Abenteuer Allrad, morgen wollen sie wahrscheinlich los.
Auch wenn man denkt, was macht man eigentlich so den ganzen Tag, es ist schon wieder halb Neun, wir gehen mit Odin am Strand ein Stück, er ist nicht motiviert, schnell wird er erst auf dem kurzen Rückweg. Der Tag verabschiedet sich mit einem wunderschönen Sonnenuntergang, ganz klassisch, Postkartendesign.
Tag 17. 10.06.2022, Lettland
Die Morgenrunde mit Odin startet mit bedecktem Himmel mit frischem Wind, kurz danach fängt es an zu regnen. Der Regen hält sich bis zum Nachmittag, wir nutzen die Stunden, um den Blog vorzuschreiben. Bei der nächsten guten Internetverbindung müssen wir mal was auf die Internetseite bringen.
Man hört ständig ein Brummen, mal mehr mal weniger, als ob irgendwo ein Motor läuft.
Erklären können wir und das nicht.
In 15km kommt ein Flugplatz, in einem Militärgebiet. Nachmittags wird das Wetter etwas besser, dann kommt das Brummen sehr na, zwei Hubschrauber fliegen nah über uns. Ein Seahawk und ein Kampfhubschrauber. Auf der Dünenspitze schaue ich was los ist, schnell gefunden, die Ami´s spielen mit den Baltischen Länder Krieg.
Denke mir, die Hubschrauber werden U-Boote jagen, also rattern die den ganzen Tag herum und wir hören das. Ab 20 Uhr klart der Himmel auf, es ist empfindlich kalt, wir schauen den Wellen noch ein wenig zu und beenden den Tag.
Tag 16. 09.06.2022 65042km-65144km, Lettland
Ein Öltropfen auf der Innenseite des Reifen. Ohjee, Dichtung von der Achswelle im Vorgelege hatte ich vor 3 Jahren getauscht, die von der Achswelle in der Achse zum Kreuzgelenk nicht. Siehe da, sie ist undicht. Naja, überschaubar, also fahren geht, muss halt mal schauen, wieviel Öl noch in der Achse wohnt. Die 100km bis zu unserem Ziel muss es noch so gehen, dann kümmern wir uns drum.
Wir fahren den ersten Ort an, nee, der ist nix, dann zum Zweiten, ein Parkplatz, naja, geht so, da geht doch noch ein Weg weiter rein, da fahren wir mal rein. Nach ein paar Kilometern stehen wir an einem fast Menschenleeren Sandstrand. Ab und zu sieht man mal jemanden. Bei strahlend blauem Himmel, 2-3 Km weit schauen und keiner ist am Strand, unglaublich, wir haben das Paradies gefunden!
Inklusive dem, kein Internetparadies! Empfang Fehlanzeige.
Völlig egal, ich sause direkt in die Ostsee, Boris folgt mit kleiner Verzögerung, selbst Odin bekommt Wasser auf den Rücken.
Die Zubereitung für den Gyrosauflauf findet zum Teil im Freien statt, im Omnia gart es dann in der Hütte für uns zum Verzehr.
Herrlich, die Wellen rauschen, die Sonne scheint, es gibt wirklich schlimmere Plätze.
Mr. Ping humpelt, Sand laufen ist für seine lädierten Knochen nicht so gut. Abends schauen wir uns noch etwas im angrenzenden Wald um. Die Mücken fressen uns, wir gehen zurück, setzen uns an den Strand und schauen dem Sonnenuntergang zu.
Mal so rumsitzen und auf das Meer klotzen, wann kann man das schonmal machen, oder nimmt sich einfach die Zeit dafür?
Auf einer Dünenspitze haben wir etwas Internetempfang. Schickt um eine Nachricht in die Heimat zu schicken.
Tag 15. 08.06.2022 64846km-65042km, Lettland
Grenzübertritt nach Lettland
Nach kilometerlangen Pisten fahren wir auf einem Einspurigen Feldweg über eine Brücke über einen kleinen Bach und hupps, Grenzschild! Das muss einer von den berühmten Coronakontrollgrenzübergängen sein, hahaha! Wenn das Schild nicht wegen Platzmangels halb auf dem Weg gestanden hätte, wären wir heute noch in der Meinung, wir sind in Litauen!
Schöne Wege, weiter auf Schotterpisten, immer Richtung Küste. Auch hier dominiert die Landwirtschaft, einmal um den Acker laufen erzeugt bestimmt einen knurrenden Magen, laut Tacho waren einer +-5km lang, also nur eine Seite.
Nachdem wir uns durch Liepaja gekämpft haben, stehen wir vor der Ostsee. Die 2 Plätze die wir zuerst angefahren haben, sprachen uns nicht zu, also Nummer 3 mal schauen.
Eine alte Artilleriestellung, zerbrochen, in die Ostsee gestürzt oder unterspült worden, wie auch immer, in Deutschland wäre ein Zaun drum. Der Hafen Karosta vereint zig Militärische Zeiten, kann man mögen oder nicht, aber es lässt auch keinen gleichgültig.
Wir bleiben auf dem Parkplatz für eine Nacht stehen, viel Publikum kommt und geht, später wird es ruhig.
Unser Fazit zu Litauen:
Land der Bodenschwellen, die Dinger nerven mehrfach in jedem Ort, sie fahren sich mit dem Mog echt kacke. Irgendwie kommen uns die Litauer eher etwas seltsam vor, sie schauen lieber einen anderen Weg als zu grüßen.
Ok die Mentalität ist halt so, stört ja niemanden.
Neue noble Wohngebiete sprießen wie Pilze aus dem Boden, dafür verfallen anderorts oder direkt daneben die schönen alten Holzhäuser. Ein Land wie auch Polen schon, im Wandel der Zeit. Was uns auffällt, steht ein Schild mit der EU Fahne davor, ist alles wie geleckt, ansonsten wird es vergessen. Hier sieht man, wo die Gelder hinfließen, und wer nicht einen einzigen Cent abbekommt.
Vor vielen alten Häusern steht ein Auto und der Rasen ist gemäht. Kartoffeln, Zwiebeln und anders Gemüse wird noch im Garten angebaut, die Obstbäume ergänzen das Ganze.
Wir finden diese Häuser mit ihren Gärten immer sehr schön anzuschauen.
Störche, was gibt es hier viele Störche, auf einer frisch gemähten Wiese zählten wir über 30 Störche. Nester die schon Generationen überstanden haben müssen, vier Etagen hoch, thronen auf Dächern und Masten. Die Nebenstraßen sind geschottert, ab und zu werden sie zur Wellblechpiste. Wer Offroad in diesem Sinne mag, ist hier gut aufgehoben.
Zum Veganen Angebot im Supermarkt gibt es keine Kommentare, man findet fast nix oder mal gar nix. Iki oder Maxxis haben nix. Lidl haben wir nicht angefahren, da könnte es was geben, wir wollten aber von dem Deutschen mal weg. Die Marken in den Regionalen Märkten sind aber ziemlich gleich und oft bekannt.
Litauen ist ein schönes Reiseland, Angler, Offroader, Freisteher kommen hier auf ihre Kosten.
Tag 14. 07.06.2022 64686km-64846km, Litauen
Groß Reine machen ist heute angesagt. 7,5m² + 2m², mit einem Feger, Handstaubsauger, 2-3 Reinigungstüchern und die Hütte ist in 30 Minuten wieder bewohnbar. Wir sind nicht die, die einen Teppich vorm Eingang liegen haben, nur mit Socken in der Hütte uns bewegen, nein, wir gehen auch schonmal mit den Schuhen rein, Odin besorgt den Rest. Er geht rein und raus wie er will, ihn jedes Mal ausklopfen ist nicht😉. Grob reinigen tun wir nach Bedarf, am Strand ist es halt völlig sinnlos zu versuchen den Sand draußen zu halten.
Als nächstes steuern wir den Berg der Kreuze an…..hui, Touriecke.
Parkplatz mit Bezahlsystem, Busse voller Leute. Trotzdem, wenn man schon hier ist, dann ist der Besuch eine Pflichtkür.
Um diesen Hügel streiten sich zwei Legenden, die Erste ist, das ein Vater mit einer kranken Tochter, dem eine Frauengestalt im Traum erschien, die ihm sagte, er solle ein Kreuz auf den Hügel stellen, damit seine Tochter wieder gesund wird. Gesagt getan, als er wieder zurückkommt, trainiert die Tochter für Olympia.
Die andere ist, zwei Fürsten mobbten sich gegenseitig, beim Prozessgewinn vorm Gericht, befahl einer, wenn er gewinnt, stelle man ein Kreuz auf den Hügel. Gewonnen, getan, Kreuz aufgestellt, tausende Nachahmer gefunden.
Wie auch immer, Wissenschaftler/Experten sagen, er gilt als Burghügel. Wie solls auch anders sein, Kreuzritter haben die Burg Namens Jurgaiciai zerstört, ob da ein Kreuz über war? Zuvor soll es als Gebets und Opferstätte gedient haben.
Egal was, ein interessanter Ort ist es auf jeden Fall, so viele Kreuze auf einem Fleck sieht man bestimmt nicht so oft.
Auf der Fahrt über schöne Pisten, sehen wir ein Historisches Hinweisschild und folgen diesem. Ein Wanderpfad auf Holzstegen/wegen durch ein Sumpfgebiet.
Es ist der Mysa Tyrel Cognitive Trail. 2015 eröffnet, ca. 8km lang und 2019 nochmal mit 2km verlängert. Viele Hinweistafeln auf dem Rundweg erklären Fauna und Flora.
Sehr zu empfehlen, besonders im Abendlicht nach einem Gewitter ist es ein sehr mystischer Ort, mit wunderschönen Lichteffekten.
Wir sind mal wieder überrascht, was man alles findet, wenn man ohne Plan fährt.
Eigentlich ist das unsere Art zu reisen, ich habe dieses Jahr viele Orte über Google ausgesucht, wir merken jetzt aber, wenn wir uns nicht daranhalten, also frei fahren und schauen, funktionieren wir viel besser.
Tag 13. 06.06.2022, Litauen
Unser Tagestempo gleichen wir mit Odin ab, wir fallen von einer Ecke in die andere. Essen, ruhen, essen, …, geht hervorragend. Etwas Aktion bringt der ständige Wechsel der Angler, ansonsten brutzeln wir entspannt in der Sonne und hören dem Schilfrohrsänger zu. Dieser kleine Vogel trillert von 04:30Uhr bis 22:00Uhr ununterbrochen, zwischendurch fangen gefühlte 100 Frösche an, ein Quarkkonzert zum Besten zu geben. Es ist die Hölle, haha!
Tag 12. 05.06.2022 64477km-64686km, Litauen
Das Ziel soll die Ostsee sein, wir sehen sie auch, doch ist hier alles zugepflastert, wir finden nichts was uns gefällt und fahren etwas zurück ins Landesinnere. An einer verlassenen alten Kiesgrube entdecken wir einen ebenen großen Platz direkt am See. Beschlagnahmt!
Die Sonne scheint, Litauen macht uns viel Freude. Der Litauer angelt gern, bis 16 und ab 65 Jahren ist es kostenlos, Behinderte komplett kostenlos, dazwischen kauft man sich eine Angelkarte für sehr schmales Geld und darf landesweit angeln. Kurz gesagt, Litauen ist ein Paradies für Angler, mir steht aber der Kopf noch nicht danach.
In den abgebaggerten Steilwänden nisten Schwalben, immer wieder schön anzusehen, wie schnell sich die Natur die Sachen wiederholt. Ein Fuchs jagt auf der Wiese, umkreist die Seen, eine Schwanenfamilie ist hier auch zu Hause. Keiner der Bewohner stört sich an uns oder den Anglern, die scheinen das gewohnt zu sein.
Tag 11. 04.06.2022 64379km-64477km, Litauen
Leider trennen wir uns von der Memel, wir brechen auf ins Landesinnere, um uns in einem Naturreservat umzuschauen. Die Sonne scheint durchweg, die Solaranlage ist mit dem nachladen der in der Nacht verbrauchten Energie um 10 Uhr schon fertig. Wir finden bei einem Partisanenbunker eine Nische für den Unimog. Ein kleiner Teich ist mit tausenden Kaulquappen schwarz gefärbt, die Frösche unterhalten uns gut. Hier wohnt auch wieder ein Kuckuck, oder fährt der mit? Sein Ruf verfolgt uns die letzten Tage durchweg. Schön ist es auch zur Abwechslung mal wieder einen Pirol zu hören.
Hier und da kommen Besucher, um sich den Bunker anzuschauen. Wir grüßen, das scheint den meisten aber hier eher unangenehm zu sein, lieber schauen sie stur einen anderen Weg und tun so als wären wir nicht da. Kennt man von Stadtmenschen, wir doch von´s Dorf, die Omma hat immer geschimpft, wenn man die Leute nicht gegrüßt hat😉.
Wir erkunden mehr oder weniger die Gegend, beobachten wir ein Storch den Wegesrand nach Fressbaren absucht. Heute grillen wir, in Litauen ist das freie Campen überall dort gestattet, wo es nicht ausdrücklich verboten ist, also volles Programm.
Tag 10. 03.08.2022, Litauen
Hier bleiben wir noch einen Tag stehen, nach einem ausgiebigen Frühstück, wollen wir den Gewaltmarsch bis zu einem Herrenhaus starten. Ob Odin die 2km Marsch durchhält? Die Sonne ist raugekommen, es geht Bergauf, der alte Herr wird Zusehens langsamer, kurze Pausen und wir sind angekommen. Wir Laufen durch den Park, Odin muss bei einem Holzhundstatue als Modell mal herhalten.
Wir hören Töne wie von einem Xylophon, denken uns, die Tante oder der Onkel müssen echt lange Weile haben, durchweg so monoton zu spielen.
In einem tiefen Trichterförmigen versenkten Tümpel finden wir die Musikanten, Unken! Sie rufen und das ganze schallt durch den Park.
Der Rückweg ist warm, Odin schleicht, am Unimog angekommen legt er sich direkt drunter und wird erst zum füttern wieder gesehen.
Er wird so schnell alt, seine Knochen waren und sind nicht gut, wir müssen jeden Tag schauen, wie weit wir ihn belasten können.
Abends ist er gut aufgelegt, im Sand wälzen, das ist toll, auch wenn der dann die ganze Hütte vollrieselt, wir freuen uns, wenn er so abgeht!
Das Herrenhaus:
Das Landgut Gelgaudiskis liegt am Ufer des Nemunas. Neoklassizistische Architektur, da bekommt man beim aussprechen, geschweige denn beim schreiben grüne Pickel. Es ist das Größte und exklusivste Herrenhaus seiner Art mit 119 Hektar Territorium. Gebaut wurde es von Gustav Henrik Koidel so um 1850 und hatte sogar schon Wasserleitungen.
Die Russen haben den Besitzer dann vertrieben, weil es ja nicht mehr in Preußen stand, in den zwei Kriegen wurde es hin und hergereicht, es diente neben Kommandositz und Krankenhaus in den Kriegen meist als Waisenhaus. Auch heute noch dient es zu Touristischen Zwecken und die Kinder sind auch wieder zurückgekehrt, ein Sonderbildungszentrum Saltinis ist hier entstanden. Seit 2015 wird kräftig am Park und Nebengebäuden renoviert, ein Besuch lohnt sich.
Tag 9. 02.08.2022 64063km-64379km, Litauen
Grenzübertritt nach Litauen
Es regnet, alter Falter, Polen ist zur Zeit das Amazonas in Europa. Frühstücken, Odin lüften, Zündschlüssel rum und ab geht die Fahrt nach Litauen.
Wir huschen nochmal schnell durch einen Supermarkt, mit prall gefüllten Vorräten fahren wir an die Memel. Den Platz haben wir mit Google Earth gefunden, natürlich wissen wir nicht, wie und ob das wirklich was ist.
Über ein Stück Piste geht es bis an das Ufer der Memel, auf Litauisch Nemunas. Wir stehen vor einem gut ausgestatteten Parkplatz mit Sitzmöglichkeit und einem Schiffsanleger.
Nee, kann nicht sein, das sah anders aus. Ein Feldweg führt an der Memel entlang, den fahren wir durch, bis kurz vor Ende. Was für ein toller Platz, wenn uns keiner vertreibt, ist das mal ein Highlight. Die Sonne scheint, Litauen meint es gut mit uns.
Noch nicht richtig angekommen, taucht schon ein Auto auf, fährt an uns vorbei, drei sehr zerlumpte Männer steigen aus, meine Gedanken will gerade keiner wissen, der Fahrer grüßt, holt paar dürre Pfosten aus dem Kofferraum, die anderen zwei eine Drahtrolle, sie bauen schnell einen eher dürftigen kaum sichtbaren Zaun auf. Kurz drauf begrüßen wir unsere neuen Nachbarn, eine Mutterkuhherde mit vielen kleinen Bullen. Dass die knuffigen Kerle die mal auf dem Teller landen, nachdem sie so eine schöne Weide hatten, naja!
Schnell haben wir Tisch und Stühle aufgestellt und genießen die wärmende Sonne.
Zwar sind wir müde und es wird schnell kalt, dennoch sitzen wir noch bis zur Dunkelheit draußen.
Unser Fazit zu Polen:
Eins vorweg, wir hatten definitiv mit dem Wetter kein Glück. Der Regen und auch Gewitter verfolgten oder begrüßten uns täglich.
Die Nationalparks, die wir besucht haben, sind urig und gut mit Wanderwegen und Erklärungen beschildert. Doch Achtung, zum Teil muss man sogar Eintritt bezahlen. Meist sind die Parkplätze schon gebührenpflichtig. Also nichts um eine Nacht stehen zu bleiben, welches auch nicht erwünscht ist. Die Parkplätze sollen eine Stunde nach Sonnenaufgang und eine Stunde vor Sonnenuntergang nur benutzt werden.
Viele Denkmäler und Sehenswürdigkeiten sind kostenpflichtig, einerseits zum Erhalt der Denkmäler berechtigt, anderseits lässt man dann einiges aus.
In Dörfern und Städten wird in unseren Augen mächtig renoviert und gebaut, zum Teil sehr großzügig und absolut Top modern. Oft sehen wir E oder wenigstens Hybride KFZ´s und viele Neuwagen vor den Häusern und auf den Straßen. Das Bild was bei uns in den Köpfen steckt, das die Polen unsere abgelegten Fahrzeuge fahren, kann definitiv gelöscht werden.
Für Veganer gibt es in den Supermärkten selbst auf dem Land eine gute Auswahl an Produkten. Spezialisierte Läden findet man in den großen Städten.
Preise im Supermarkt erfreuen unseren Geldbeutel, tägliche Produkte sind günstiger als bei uns in Deutschland.
Der Diesel war mit +-1,55€ zur Zeit ein echtes Schnäppchen.
Freisteher müssen lang für einen guten Platz suchen.
Wunderschön sind die alten Alleen. Die alten Häuser, ob renoviert oder verfallen haben ihren eigenen Charme. Störche bauen ihre Nester auf Strommasten und Dächern, der Weg abseits der Hauptstraßen lohnt sich.
Tag 8. 01.06.2022 63984km-64063km, Polen
Es hat viel geregnet in der Nacht, wir drehen nach dem Frühstück eine kleine Runde mit Odin. Er ist mal wieder lauffaul, genervt von den Viechern, die ihn angreifen, so findet der Spaziergang ein schnelles Ende.
Wir fahren weiter zum Biebrzanski Nationalpark. Der soll laut Internet sehr schön sein. Es begrüßt uns ein Schildermeer an Verboten, ein QR-Code mit dem man einen Eintritt verrichten soll, Kameraüberwachte Parkplätze, ….! Irgendwie nervt es jetzt langsam. Wir backen uns für´s Gemüt ein paar Törtchen, die verbessern unsere Laune aber auch nicht mehr.
Haken an Polen, wir brechen Richtung Litauen auf.
Da es schon spät ist, biegen wir auf einen Feldweg ab und stellen uns neben einen Maisacker. Weil der Regen getoppt werden muss, zieht ein Gewitter auf, Polen will uns nicht haben.
Abends laufen wir im aufsteigenden Nebel durch das Feld, stehen dann plötzlich vor einem uralten runtergekommenen Bauernhof. Es scheint aber noch jemand darin zu wohnen. Der Nebel und die einsetzende Dunkelheit machen es irgendwie unheimlich, also rum und zurück zum Unimog.
In der Nacht regnet es fast durch.
Tag 7. 31.05.2022, 63841km- 63984km, Polen
Sonnenschein, unglaublich! Kalt aber Sonne!
Das erste Frühstück draußen und wir genießen Frühstück und die Wärme der Sonnenstrahlen. Nach einer kurzen Runde mit Odin, schlüpft Boris in den See, kalt, kalt und nochmal kalt, haha!
Aus dem Nichts taucht ein grimmiger dreinschauender Angler auf und gibt uns unmissverständlich zu verstehen, dass wir hier nicht erwünscht sind. Unser Plan noch eine Nacht stehen zu bleiben hat sich somit erübrigt.
So wirklich anfreunden können wir uns nicht wirklich mit Polen oder mit den Polen? Also packen wir zusammen und ziehen weiter. Vielleicht liegt es an uns Freistehern oder weil wir einfach noch nicht raushaben, wie es in Polen tickt und am besten funktioniert.
Nach kurzer Fahrt finden wir in einem Waldstück einen Parkplatz, auf dem wir uns breit machen.
Bei der Abendrunde mit Odin ärgern uns und natürlich besonders Odin die Hirschlausfliegen. Ekelhafte schnelle Mistviecher, Zecken sind ja schon überflüssig, diese Viecher aber ganz besonders. Da hatte Mutter Natur beim erzeugen der Viecher echt mal einen gehässigen Tag. Egal, da müssen wir durch.
Das Wetter vermiest einen zusätzlich den Abend, es ist kalt, nass und unbehaglich.
Wieder machen wir es uns in der Hütte gemütlich und verschlingen was so noch rumsteht.
Tag 6. 30.05.2022, 63682km-63841km, Polen
Gut ausgeschlafen und voller Tatendrang, füllen den Wassertank und fahren gegen Mittag aus Danzig raus.
Bis zum Biebranski Nationalpark ist es viel zu weit, wir fahren von einer Nebenstraße ab zu einem See. Wir beschließen hier zu bleiben. Bei 14° badet Minki im See, denn die Sonne scheint! Abends laufen wir am See entlang, hier wohnen bestimmt alle Schilfrohrsäger oder nehmen Gesangsunterricht. Was für ein Getriller. Schön, dass die Kraniche das Konzert hier und da mal unterbrechen oder überstimmen.
Der Weg am See entlang lässt sich gut laufen und Odin und wir haben viel zu entdecken.
Es ist ungemütlich kalt, immer wieder zieht mal wieder Regen über uns, kurz drauf Regenbögen mit Sonne. Die warme, trockne Hütte lockt uns, draußen sitzen ist noch nicht.
Fazit Danzig:
Danzig lohnt sich anzuschauen! Danzig, auf Polnisch Gdansk, ist eine Hafenstadt an der Ostseeküste Polens. In der Mitte der Rechtstadt, die nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebaut wurde, stehen die farbenfrohen Häuser des Marktes, in denen heute Läden und Restaurants untergebracht sind. Mitte in der Rechtsstadt steht der Neptunbrunnen, ein Wahrzeichen der Stadt aus dem 17.Jahrhundert mit der Bronzestatur des Meeresgottes.
Danzig ist auch das Zentrum des Weltweiten Bernsteinhandels, Armbänder, Halsketten und andere Souvenirs aus dem Harzstein findet man in den vielen Läden.
Tag 5. 29.05.2022, 63539km-63682km, Polen
Regen? Na klar, auf irgendwas muss man sich ja verlassen.
Wir starten Richtung Danzig. Dorfkinder auf dem Weg in die Stadt, was das wohl wird?
Nicht weit vom Zentrum haben wir uns im PG Camper Park 54°22’18.5“N, 18°37’47.83“E einen Stellplatz reserviert. Es ist eine große Wiese in der Nähe der Sportakademie, dort kann man die Sanitären Anlagen benutzen. Strom und Wasser gibt es auf der Wiese. Die Bahn verläuft nicht weit weg, wer Ruhe sucht, ist hier verkehrt, doch für die Nacht und zur Stadtbesichtigung, genau richtig.
Wir laufen mit Odin kurz durch den Park, verstauen ihn in der Kabine und machen uns auf den Weg in die City. Yeah! An einem sehr dreckigen Bahnhof und Hafen beziehungsweise Schiffswerft oder sowas vorbei, zur Rechtstadt.
Ein Fresstempel nach dem anderen und Souvenirs in einem wunderschön wieder aufgebauten Stadtkern. So kann man es kurz beschreiben, Touriecke würde ich das mal nennen. So soll es auch sein. Wir hatten uns jeder ein gefülltes Gebäck gekauft, also trieb uns der Hunger nicht in einen der Fresstempel. Doch nach 2 Stunden rumlaufen mit Regen wollten wir uns doch einen Hamburger gönnen, Vegan für Boris war auch dabei, leider machte der Laden in 10 Minuten zu. Wir beschlossen zurückzugehen und uns selbst noch eine Kleinigkeit zu machen.
Odin schaute uns total verpennt an als wir den Unimog öffneten. Mit einer kleinen Runde mit Odin durch den angrenzenden Park beendeten wir den Tag.
Der Park scheint mal ein Friedhof im damaligen Ostpreußen gewesen zu sein, es stehen noch Grabsteine mit Erklärungen rum, einige Steinruinen/Grundmauern zeugen von alten Gebäuden.
Tag 4. 28.05.2022, 63345km-63539km, Polen
Quer durch den Wald führt uns Uschi wieder raus. Das ungute Gefühl, ob das alles so richtig ist, quer durch den Nationalpark zu fahren, bleibt!
Der Regen begleitet und weiter, mit 12° ist es sehr ungemütlich. Im nächsten Nationalpark finden wir keinen wirklichen Stellplatz, etwas weiter finden wir an einem See einen Platz für die Nacht. Viele Stege zeugen von vielen Anglern, was sich auch bestätigt. Zwei Vanlifer kommen zu uns, sie stehen etwas verdeckt paar Meter weiter. Ein Pole und ein Niederländer, sie treffen sich seit Jahren hier. Nach einem kurzen Smalltalk zieht jeder wieder seiner Wege. Ein schönes Fleckchen Erde, mit dicht bewachsenen Wegen durch den Wald, da kommt Odin endlich mal in Fahrt! Wir lauschen wieder dem Pirol, den gibt es bei uns zu Hause nicht, er verfolgt uns aber seit der Lausitz.
Die Kraniche hört man auch wieder rufen, Reinicke Fuchs jagt Mäuse, hier scheint alles in Ordnung zu sein!
In Ordnung sein: Der Diesel kostet hier umgerechnet 1,54 Euro, soviel zur EU. Sonnenblumenöl liegt bei 65 Cent der Liter und die Regale sind voll.
Tag 3. 27.05.2022, 63141km-63345km, Polen
Grenzübertritt nach Polen
Regen! Also keine weitere Fahrradtour durch die Heide. Frühstücken, Fahrräder verstauen, Odin hinter sich herzerren, der ist immer noch sehr träge und den Unimog zur Weiterfahrt starten.
Auf geht´s nach Polen. Am Grenzübergang ist nix los, keine Kontrollen, nur ein Durchfahrverbot für LKW´s, dann sind wir heute eben Wohnmobil😉
Tief im Drawa Nationalpark stellen wir uns auf einen Parkplatz. Leichte Schieflage, vor paar Jahren wären wir hier nicht stehen geblieben, zu schräg und zu ungewiss, ob man das darf.
Odin ist nach einem ausgiebigen Schläfchen gut drauf und läuft mit uns durch den Park.
Der Regen bleibt uns treu, Hüttenabend ist angesagt.
Spät abends fährt noch ein Auto vorbei, macht ein Foto vom Unimog und fährt weiter. Ob man doch nicht hier stehen darf oder wie so oft, einfach ein Foto vom Unimog?
Falls wir was Unrechtes gemacht haben, die Post kommt mit Sicherheit.
Tag 2. 26.05.2022, 63012km-63141km
Kurz vor Mittag fahren wir zu einem weiteren uns bekannten Ort. Eigentlich wollten wir gestern schon hierher, wir hatten aber keine Lust mehr zu fahren.
Eine wunderschöne Heidelandschaft, in der auch der Wolf wieder zu Hause ist, wollen wir diesmal zusätzlich mit dem Fahrrad erkunden. Unsere Uschi jagt uns aber erstmal quer durch den Wald und will uns auch noch durch das Schutzgebiet leiten. Also im großen Bogen rundum das Schutzgebiet zu unserem bekannten Stellplatz. Der Weg ist erlaubt, aber in keinem guten Zustand. Auf dem ausgefahrenen Waldweg kommt uns noch so ein neumodisches Hybridfahrzeug entgegen, Berliner Nummer, ob da noch alles unten drunter ok ist?
Nachdem wir uns auf dem Parkplatz breit gemacht haben, machen wir uns Pancakes, stellen die Stühle raus und genießen die Ruhe und die Sonne. Odin ist fertig, er hat noch keinen Rhythmus, das dauert bei ihm immer 3 Tage. Wir lassen ihn in der Kabine pennen, schnallen die Räder ab und radeln durch die Heidelandschaft.
Auch nach seiner Pause ist Odin nicht zum laufen aufgelegt, nach einer kurzen Strecke geben wir auf und drehen um. Er schläft, ohne sich großartig zu bewegen bis zum nächsten Tag durch.
Die Idee mit dem Eimer und der mobilen Dusche macht sich gut, egal wie wir stehen, wir können damit immer zur Blicke verdeckten Seite wandern, um zu duschen. Drin bleibt es trocken!
Tag 1. 25.05.2022, 62752km-63012km
Aufstehen mit Wecker, wir haben eine Auszeit, geht´s noch? Ja, kurz nach Hellgeht´s, der Anlasser zickt, da holen wir uns schnell einen Überholten Gebrauchten. Weitere Arbeiten können sie gar nicht erledigen, die Werkstatt platzt aus allen Nähten, die Teileversorgung ist mangelhaft, die Zulieferer sind auch nicht zuverlässig, Corona, Ukraine, man hört in ganz Deutschland dieselben Aussagen, keine Ahnung wo wir uns in Deutschland da rein manövrieren.
Ja und wir, wir fahren mal durch die Gegend! Wenn nicht jetzt, wann dann. Soll man immer auf irgendwas Rücksicht nehmen? Dann kommt man wohl nie weg, denn es ist immer irgendwas!
Um kurz nach 10 sitzen wir schon wieder im Unimog und fahren einen bekannten Übernachtungsplatz in der Niederlausitz an. Nach einer Runde mit Odin, sammeln wir bei ihm mindestens 20 Zecken ab, gruselig! In dem Sumpfgebiet bleiben die Kraniche im Sommer und ziehen nicht nach Norden, wir hören ihre Rufe und sehen sie dann von einem Aussichtsturm.
Am Weg stehen zig Robinien in voller Blüte und erfüllen den Weg mit einem herrlichen Duft.
Abreisetage 23.05-24.05.2022, 62470km-62752km
Am 23.05. haben wir noch die engsten Freunde und Familie auf eine Wurst und Getränke eingeladen, einfach so davonschleichen wollten wir uns nicht. Mit einem ordentlichen Gewitter wurde der Abend auch vom Wettergott lautstark und feucht gefeiert.
Am 24.05.2022 dem Abreisetag sind wir gegen 14 Uhr auf der Straße. Der Abschied fällt echt schwer, mit langen Gesichtern fahren wir unsere ersten Kilometer. Die Strecke ist bekannt, kurz vor Hellgeht´s bleiben wir auf einem Wanderparkplatz zum Übernachten stehen.
Der Unimog ist vollgestopft mit Essen, es ist ein leichtes was zu finden. Zu Hause im Kühlschrank und Speisekammer sah das gar nicht soooo viel aus😉
Gedanken und Erledigtes:
Die Wochen und Tage vor der Abreise!
Es ist unglaublich, was man im Laufe der Jahre alles an Sachen sammelt und an Arbeit vor sich herschiebt.
Nicht nur an Arbeiten und Zeugs was rumliegt, sondern auch an Gedanken.
Seit 20 Jahren fehlte bei uns noch die Spitze der Brandmauer von unserer Wohnung zum Landwirtschaftlichen Teil der Scheune. Mal eben 30 Steine, naja, ist halt in der Spitze, ca 11m hoch und ganz oben die letzten 2,5m, also mal eben ist anders. Trotzdem, geschafft ist geschafft.
Was sich in Regalen und Schränken unerreichbare Plätze erobert hat und nach Jahren wieder zum Vorschein kommt, unglaublich😉
Dann lag in unserem Schuppen alles, was beim Bau der neuen Kabine so übriggeblieben ist. Aber auch diesen haben wir zum Abreisetag aufgeräumt bekommen und wir konnten sogar die geladenen Gäste alle unter bekommen.
Die vielen Kleinigkeiten, die wir mit unseren Eltern abgeklärt haben, Post, Dokumente, Versicherungen, Wohnung …., die schreiben wir mal nicht alle auf, das würde sämtliche Rahmen sprengen!
Die vielen Kollegen und Freunde fragen natürlich, wie man sich fühlt, wenn man ein gutes Jahr auf Reise geht!
Eine wirkliche Antwort haben wir beide nicht auf die Fragen, klar Vorfreude, dann wieder: was ist wenn! Man war noch nie so lang weg von zu Hause, gehört und gelesen hat man viel, aber eine Antwort findet sich wohl erst auf oder nach der Reise.
Was man sagen kann, es beschleicht einen immer wieder ein schlechtes Gewissen, denn man lässt Eltern, Geschwister, die einen hier und da mal mehr oder weniger brauchen, allein zurück. Klar ist man nicht aus der Welt und es gibt immer einen Weg für ein aufkommendes Problem, doch der Gedanke ist mächtig und schwebt wie eine dunkle Wolke über einem.
Nun waren die letzten Wochen mit tausenden Erledigungen gefüllt, schauen wir mal was der Kopf bei 1000 auf 3 so macht. Warum 3? Essen, Diesel, Stellplatz, viel mehr wird es nicht!